Iran testet jetzt auch Langstreckenraketen
28. September 2009Der Iran hat am Montag (28.09.2009) wie angekündigt Langstreckenraketen vom Typ Schahab-3 sowie Sejil getestet. Dies berichtete der iranische, englischsprachige Fernsehsender Press-TV. Die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete, erstmalig sei der Raketentyp Sejil in einem Militärmanöver getestet worden. Das Land setzte die Raketentests fort, die am Sonntag begonnen worden waren. Diese Raketen haben eine Reichweite von 2000 Kilometern. Damit könnten sie theoretisch Israel, die meisten der arabischen Länder und Rüstungsexperten zufolge auch Teile Europas und US-Militärstützpunkte im Golf erreichen. Der Sender zeigte Bilder vom Raketenabschuss in einer Wüstenregion.
Am Wochenende hatte der Iran Kurz- und Mittelstreckenraketen sowie Abschusssanglagen getestet. Die Tests sind Teil eines alljährlichen Militärmanövers der iranischen Revolutionsgarden. Zwei Kurzstreckenraketen des Typs Tondar und Fateh 110 seien zu Beginn des Routinemanövers erfolgreich abgefeuert worden, berichtete der staatliche arabischsprachige Fernsehsender El Alam. Nach Angaben des Luftwaffenchefs der Revolutionsgarden, Hussein Salami, wurden erstmals auch Raketenwerfer für den Abschuss mehrerer Geschosse getestet. Im Tagesverlauf waren auch mehrere Mittelstreckenraketen des Typs Schahab 1 und 2 getestet worden. Es hieß, die Tests der Langsteckenraketen seien der dritte und letzte Teil der Tests.
Ziel sei es, die Fähigkeit der Streitkräfte zur Abschreckung zu erhalten und zu verbessern, hieß es in einer von den iranischen Nachrichtenagenturen Fars und Isna verbreiteten Erklärung. Die Tests sollten die jüngsten technischen Entwicklungen bei den Bodenraketen überprüfen, teilte Luftwaffenchef Salami mit. Während der mehrtägigen Manöver sollten dafür immer wieder Raketen "gleichzeitig und nacheinander" abgefeuert werden.
Iran könnte Straße von Hormus blockieren
Der Iran hält im Golf regelmäßig Militärmanöver ab, bei denen Lang- und Mittelstreckenraketen vorgeführt werden. Für den Fall eines Angriffs auf seine Atomanlagen hat Teheran angekündigt, dass es die Straße von Hormus zwischen dem Iran und Oman blockieren könne. Die strategisch wichtige Schifffahrtroute ist das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport in die USA sowie nach Westeuropa und Japan. Erst am Freitag hatte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA bekannt gegeben, dass Teheran eine zweite Anlage zur Urananreicherung baut. Während die Regierung in Teheran darauf pocht, sein Atomprogramm diene allein der Stromgewinnung, verdächtigt der Westen die Islamische Republik, heimlich nach Atomwaffen zu streben.
USA wollen Zugang für Atominspektoren
Amerikanischen Medienberichten zufolge wollen die USA den Iran auffordern, unverzüglich internationalen Inspektoren Zugang zu der zweiten, im Bau befindlichen Anlage zur Urananreicherung zu gewähren. So würden Washington sowie fünf weitere Staaten darauf dringen, dass die Inspektoren Personal der Anlage befragen und Konstruktionspläne sowie Computer einsehen können. Die Forderungen sollen nach Angaben von Regierungsvertretern am kommenden Donnerstag bei den ersten direkten Verhandlungen mit dem Land über sein Atomprogramm in Genf gestellt werden.
Obama warnt und sucht zugleich Dialog
Teheran kündigte an, internationale Inspekteure in seine neue Anlage lassen zu wollen. Ein konkreter Termin wurde allerdings nicht genannt. Es werde eine "Inspektion der neuen Fabrik in angemessener Zeit geben", sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, im staatlichen Fernsehen. In seiner wöchentlichen Radio- und Internetbotschaft warnte US-Präsident Barack Obama vor gravierenden Konsequenzen, sollte die iranische Führung bei ihrem Atomprogramm nicht einlenken. Auf der anderen Seite bot er aber auch einen ernsthaften Dialog an. (nem/as/haz/dpa/afp/rtr)