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Irving zu Haftstrafe verurteilt

20. Februar 2006

Der wegen Leugnung von NS-Verbrechen angeklagte britische Historiker David Irving ist in Wien zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Irving hatte sich während des Prozesses als schuldig im Sinne der Anklage bekannt.

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David IrvingBild: dpa
60 Jahre danach - KZ Buchenwald
Häftlinge im KZ BuchenwaldBild: AP

Irving war am 11. November 2005 in der Steiermark festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Autor zweier höchst umstrittener Hitler-Biografien war schon einmal 1984 in Österreich festgenommen und nach Deutschland abgeschoben worden. Die Staatsanwaltschaft hatte dem 67-Jährigen vorgeworfen, in zwei Reden 1989 die Vernichtung der sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs geleugnet zu haben. Da er seine Thesen wiederholte, gilt er als Wiederholungstäter. Ihm drohten bis zu zehn Jahre Haft.

Im Prozess hatte sich Irving am Montag (20.2.) in Wien schuldig im Sinne der Anklage bekannt. Bei seiner zweistündigen Einvernahme im Großen Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts gab sich Irving als um Faktentreue bemühter Historiker, der grundsätzlich nicht mehr an den Gaskammern und der Massenvernichtung der Juden während der NS-Zeit zweifle. Die Ansichten, die er bei den inkriminierten Vorträgen vertreten hatte, revidierte er: "Diese Meinung war falsch. Das habe ich in Etappen festgestellt über die letzten Jahre", zitierte ihn die Nachrichtenagentur APA. Staatsanwalt Michael Klackl erklärte in seinem Eröffnungsplädoyer, Irvings Bestreben sei es, eine neue Geschichte zu erzählen. Irving verfüge über ein Geschichtsbild, "in dem es keine Gaskammern gibt". Immer wieder habe der Brite von einem "Gaskammern-Märchen" und einer "Gaskammern-Lüge" gesprochen.

Holocaust-Leugner

Der 67-jährige Irving, einer der prominentesten Vertreter der internationalen rechten Szene, fühlt sich zu Unrecht verfolgt. Man habe ihn "in eine Falle gelockt und mit Gestapo-Methoden behandelt." Er machte vor allem durch seine in den 1970er Jahren erschienenen, umstrittenen Hitler-Biografien "Hitlers Weg zum Krieg" und "Hitlers Krieg" von sich reden. Darin behauptete er unter anderem, Adolf Hitler habe von der Vernichtung der Juden nichts gewusst. Außerdem vertrat er die Ansicht, dass es in Auschwitz-Birkenau und Majdanek keine Gaskammern gegeben habe.

Holocaust Gedenktag Auschwitz
Das Konzentrationslager Auschwitz im Januar 1945Bild: AP

Aufsehen erregte Irving in den 1980er Jahren, als er die vom Magazin "Stern" veröffentlichten gefälschten Hitler-Tagebücher zunächst als Fälschung, dann aber als "echt" bezeichnete. Im Jahr 2000 verlor er einen Prozess gegen die US-amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt, die ihn in einem Buch als "Holocaust-Leugner" bezeichnete. Seither wurde es ruhiger um den Historiker, der seine umstrittenen Thesen inzwischen vorwiegend über seine Homepage verbreitet.

Verschwörungstheorien

Während seiner zweimonatigen Untersuchungshaft brachte sich der Brite allerdings wieder in die Schlagzeilen. So sagte er in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" Anfang Februar: "Ich lasse mich von keiner Regierung einschüchtern. Ich lasse mir nicht sagen, was ich und wo ich etwas denken kann. Vor allem nicht von einem Land wie Österreich, das beweisen will, nicht mehr nationalsozialistisch zu sein". Die Anklage gegen ihn sei ein Komplott der österreichischen Parteien. Zwar behauptete Irvings Anwalt vor dem Prozess, sein Mandant leugne inzwischen nicht mehr die Existenz von Gaskammern. Doch seine Grundhaltung hat sich offenbar nicht verändert. So sagte er etwa in dem Interview mit "La Stampa", Adolf Hitler sei der "Vater des modernen Europas".

Irving war 1993 nach Straftaten im Zusammenhang mit Auftritten in München vom Landgericht München rechtskräftig verurteilt und unbefristet aus der Bundesrepublik ausgewiesen worden. Er hat außerdem in Australien, Italien, Kanada, Österreich, Neuseeland und Südafrika Einreiseverbot. Beobachter gehen nicht davon aus, dass der Historiker in Wien zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird. In diesen Fall wolle er, so kündigte er an, im Gefängnis seine Memoiren schreiben. (sams)