IS in der Provinz Aleppo auf dem Rückzug
8. Juni 2016Insbesondere sei es gelungen, den Belagerungsring der Dschihadisten um die Stadt Marea (Artikelfoto von 2015) nahe der Grenze im Norden zu durchbrechen, hieß es aus Oppositionskreisen. Damit seien wieder wichtige Nachschublinien in die Türkei zur Versorgung der Rebelleneinheiten geöffnet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus dem Londoner Exil. Aktivisten aus der umkämpften Provinz Aleppo vermeldeten, die Legionäre des "Islamischen Staats" (IS) hätten sich aus mehreren Dörfern um Marea und Asas zurückgezogen. Dies sind die letzten größeren Städte, die Rebellen nördlich der Metropole Aleppo kontrollieren.
Die IS-Terrorarmee hatte im Mai die Verbindung zwischen Marea und Asas gekappt und das dortige Rebellengebiet in zwei Teile getrennt. Unterstützt durch US-Luftschläge war ein Bündnis von Oppositionsmilizen in den vergangenen Tagen immer weiter gegen deren Stellungen vorgestoßen. Weiter östlich steht eine Gruppe Aufständischer unterstützt von der Anti-IS-Koalition vor der Einnahme der Stadt Manbidsch. Man müsse Rücksicht auf die vielen Flüchtlinge nehmen, hieß es.
Zehntausende Flüchtlinge sitzen in der Region fest, unter anderem weil die Türkei ihre Grenzen geschlossen hat. Das Flüchtlingshilfswerk schätzt die Zahl der Vertriebenen in dem Gebiet auf rund 160.000.
Viele Opfer in Metropole Aleppo
Weniger gut sah die Lage für die Rebellen am Mittwoch in den von ihnen kontrollierten Vierteln der Großstadt Aleppo aus. Bei Luftangriffen soll es nach noch widersprüchlichen Berichten mindestens 15 Tote gegeben haben. Mitarbeiter des Zivilschutzes sprachen gar von rund 20 Toten.
Ein vor Ort anwesender Reporter der Agence France Presse (AFP) berichtete, die Angriffe hätten mehreren Straßen im Osten Aleppos gegolten. Die syrische Luftwaffe habe im Stadtteil Schaar Fassbomben in der Nähe eines Krankenhauses abgeworfen. Auf Amateurvideos im Internet sind massive Zerstörungen und Großbrände zu sehen. Die Klinik wurde offenbar evakuiert.
Die von den USA und Russland vermittelte Feuerpause für Aleppo war schnell wieder zusammengebrochen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Dienstag bekräftigt, man werde auf dieses Territorium niemals verzichten und die Truppen Baschir al-Assads weiter mit aller Kraft unterstützen. Die Großstadt, einst blühendes Handels- und Kulturzentrum Syriens, ist militärisch aufgeteilt zwischen Regierungs- und Rebelleneinheiten. Zudem haben Islamisten von IS und Al-Nusra-Front in einigen Vierteln das Sagen.
SC/uh (afp, APE, dpa)