Setzt IS selbst hergestelltes Senfgas ein?
18. November 2016Das lege die Untersuchung von Proben durch Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) nahe, sagte der Leiter der Organisation, Ahmet Üzümcü, in Den Haag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Auswertung der Proben sei "äußerst besorgniserregend", sagte Üzümcü. Das Senfgas sei zwar von "ziemlich schlechter Qualität, aber trotzdem schädlich".
Derzeit prüfe die OPCW mehr als 20 Berichte über Giftgasangriffe allein in Syrien seit August. Erst am Donnerstag seien Berichte der syrischen Regierung über solche mutmaßlichen Angriffe ihrer Gegner eingegangen.
Laut Üzümcü bestehe zudem die Gefahr, dass Europäer, die für den IS in Syrien und im Irak kämpfen, bei der Rückkehr in ihre Herkunftsländer chemische Kampfstoffe wie Senfgas mitbringen könnten.
Inspekteure dürfen weiter ermitteln
Üzümcü äußerte sich wenige Stunden nachdem sich der UN-Sicherheitsrat in einer Resolution einstimmig dafür ausgesprochen hatte, das Mandat der Untersuchungskommission für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien um ein Jahr zu verlängern. Der sogenannte Gemeinsame Untersuchungsmechanismus (Joint Investigative Mechanism, JIM) war im August 2015 nach mutmaßlichen Chlorgasangriffen auf syrische Dörfer eingesetzt worden, bei denen 13 Menschen starben.
An der Gründung des Untersuchungsausschusses war neben den UN auch die in Den Haag ansässige OPCW beteiligt. Die OPCW überwacht die Einhaltung der internationalen Konvention zum Verbot von Chemiewaffen.
Giftgas kam bei Armee und IS zum Einsatz
In einem im August dieses Jahres vorgelegten Bericht war die OPCW zu dem Schluss gekommen, dass die syrische Armee in zwei Fällen Chlorgas eingesetzt habe. Soldaten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hätten am 21. April 2014 und am 16. März 2015 zwei Dörfer in der nordwestlichen Provinz Idlib aus Hubschraubern mit Giftgas angriffen.
Einmal habe die Terrormiliz "Islamischer Staat" nahe Aleppo Senfgas eingesetzt. Die IS-Miliz benutzte nach Erkenntnissen der Experten am 21. August 2015 im Ort Marea nahe Aleppo das hochgiftige Gas. Die IS-Miliz sei im Syrien-Konflikt die einzige Kriegspartei "mit der Fertigkeit, dem Willen und der Möglichkeit zur Nutzung von Senfgas", hieß es in dem Untersuchungsbericht.
Senfgas verätzt Schleimhäute, Augen und Atemwege. Auch neurologische Störungen sind möglich. Sind zu große Stellen des Körpers verätzt, kann das zum Tode führen.
qu/mak (afp)