Isa Genzken mit Kaiserring ausgezeichnet

"Das ist ein schöner Preis: passt gut", sagte die 68-Jährige, als ihr Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk den Ring über den Finger streifte. Und: "Das macht sehr glücklich", fügte die Berliner Künstlerin beim Festakt am Samstag in der Kaiserpfalz hinzu.  

Die Jury begründete die Wahl Genzkens mit den Worten: "Ungeschönt, punkig, aber nie ohne Humor ermöglichen ihre Fotografien, Installationen und Skulpturen uns, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen." Vor allem die internationale Bedeutung von Genzkens Werk hob sie hervor: Mit ihrem Realismus mache die Künstlerin auf Umbrüche, Gegensätze und Brutalitäten in der Gesellschaft aufmerksam. Dabei begegne sie dem Betrachter stets auf Augenhöhe.Schülerin Gerhard Richters

Isa Genzken studierte zunächst Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, später an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Gerhard Richter. Sie beschäftigt sich viel mit Fotografie und arbeitet häufig mit raumfüllenden Installationen. Das sonst eher männlich dominierte Genre der Skulptur hat Genzken weiterentwickelt. Starke Arbeiten waren ihre zartrosa eingefärbten Betonskulpturen, die weibliche Aspekte mit der brachialen Materialität des rohen Beton verbanden. 2007 wurde eines ihrer bekanntesten Werke, eine hyperrealistische 8,40 Meter hohe Rose aus Edelstahl und Aluminium vor dem New Yorker New Museum of Contemporary Art installiert.

Leben in Zurückgezogenheit 

Gipsobjekte, wie kleine Behausungen und architektonische "Zwitterwesen aus Rohbau und Ruine", wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung einmal über sie schrieb, bevölkern ihre Ausstellungen. Sie wird immer wieder zu Gruppenausstellungen zum Thema "Beton" eingeladen, zuletzt 2016 in der Kunsthalle Wien.

Seit 1990 arbeitete sie auch als Gastprofessorin an der Hochschule der Künste (HDK) in Berlin und unterrichtete Kunststudenten an der Städelschule in Frankfurt. Inzwischen lebt und arbeitet die Künstlerin in Berlin und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. 2015/2016  zeigte das Stedelijk-Museum in Amsterdam eine umfassende Retrospektive ihres Gesamtwerkes.

Der Kaiserring - ein schlichter Goldring mit dem Bildnis des am 11. November 1050 in Goslar geborenen Kaisers Heinrich IV. - ist einer der weltweit bedeutendsten Preise für moderne Kunst. Er wird seit 1975 jährlich verliehen. Frühere Träger der undotierten Auszeichnung sind unter anderem Christo, Joseph Beuys, Max Ernst und Georg Baselitz.

hm/bb/AR (epd, dpa)