Israel stoppt Hilfsschiff für Gaza
20. Oktober 2012"Soldaten der israelischen Marine sind an Bord der 'Estelle' gegangen, die versuchte, die Sicherheits-Seeblockade zu durchbrechen", teilten die Streitkräfte mit. Die Besatzung des unter finnischer Flagge fahrenden Segelschiffes habe keinen Widerstand geleistet. Die Soldaten übernahmen demnach die Kontrolle über das Boot und leiteten es in den Hafen von Aschdod um.
Ein Sprecher der Organisation "Ship to Gaza Sweden" sagte, der Segler sei knapp 50 Kilometer vor der Küste von mehreren israelischen Marineschiffen eingekreist worden. Dann seien maskierte Soldaten an Bord gekommen. Mit der "Estelle"-Aktion hätten die Teilnehmer dazu beitragen wollen, die 2007 eingerichtete Blockade des Palästinensergebietes zu beenden.
Auch Abgeordnete an Bord
Die "Estelle" war vor knapp zwei Wochen vom Hafen von Neapel ausgelaufen. An Bord waren Aktivisten aus aller Welt, darunter auch mehrere amtierende oder ehemalige Parlamentsabgeordnete. Auch zwei Israelis sollen an Bord des Schiffs gewesen sein. Der 1922 gebaute Dreimaster hatte nach Angaben der Organisatoren vor allem Schulmaterialien, Medikamente und Baumaterial geladen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte in einer Mitteilung die Militäraktion und betonte, "es gibt im Gazastreifen keine humanitäre Krise". Den Aktivisten warf er vor, provozieren zu wollen und Rufmord an Israel zu begehen. "Wenn diesen Aktivisten wirklich die Menschenrechte wichtig wären, wären sie nach Syrien gesegelt", sagte er.
In der Vergangenheit hatten Aktivisten immer wieder Hilfslieferungen Richtung Gazastreifen geschickt, meist in Flotten aus mehreren Schiffen. Bei dem folgenreichsten Einsatz im Mai 2010 hatte ein israelisches Kommando das türkische Schiff "Mavi Marmar" gestürmt, das in einem Konvoi unterwegs war. Bei dem international scharf kritisierten Einsatz waren neun türkische Aktivisten getötet worden. Israel verteidigt seine Blockade mit dem Argument, dass auf dem Seeweg Waffen an die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas gelangen könnten.
GD/kis (afp, dpa, dapd)