Israel mit den Saudis gegen Iran?
28. Februar 2017"Nicht Israel oder der Zionismus oder die Juden" seien die größte Gefahr, sondern der schiitische Iran: Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman (Artikelfoto) glaubt, auch bei den "gemäßigten" sunnitischen Staaten am Golf habe sich diese Erkenntnis durchgesetzt. Und da werde es "Zeit, öffentlich ein formelles Bündnis zu bilden", sagte Lieberman der deutschen Tageszeitung "Die Welt". Insbesondere die saudische Golfmonarchie hat der israelische Ultranationalist dabei im Auge, als Hauptpartner in einer der NATO vergleichbaren Militärallianz.
Ähnliche Erwägungen über neue Bündnisse im Nahen und Mittleren Osten gibt es dem Vernehmen nach auch in Washington. Saudi-Arabien steht an der Spitze einer arabischen Allianz, die im Jemen Huthi-Rebellen bekämpft, die vom Iran unterstützt werden.
Attraktives Know-how für die Araber
Als Angebot an die Golfstaaten für eine Kooperation nannte Lieberman Israels "Ressourcen im Kampf gegen den Terror", sein "nachrichtendienstliches Können" und seine "militärischen Fähigkeiten". Auf die Frage, ob Israel bereit wäre, jede ihm zur Verfügung stehende Militärtechnologie zum Schutz von Partnern in der Region einzusetzen, sagte der Minister: "Wenn es eine echte Koalition gibt, dann haben Sie auch echte Verpflichtungen".
An dieser Stelle erinnerte der israelische Hardliner an die NATO und ihren Beistandspakt gegen die Sowjetunion beziehungsweise Russland. Sie beruhe "auf dem Prinzip, dass jedes Land bereit ist, alle anderen zu schützen - und von allen anderen beschützt wird". Israel gilt als Atomwaffenstaat, auch wenn die offiziell nie bestätigt wurde.
Europäer sollen "Nahen Osten einfach vergessen"
Harsche Kritik übte Lieberman an der europäischen Strategie in Nahost, insbesondere an ihrer Unterstützung des Atomdeals mit dem Iran. Außerdem hätten die Europäer "sehr einseitig für die Palästinenser Partei ergriffen", beklagte er. Das europäische und internationale Engagement im Konflikt mit den Palästinensern sei nach seiner Ansicht "sehr kontraproduktiv". Polemisch schob er nach: Der beste Beitrag, den Europa in diesem Konflikt leisten könne, bestehe darin, "den Nahen Osten einfach zu vergessen".
SC/jj (afp, KNA, Welt)