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Ist der Wal zu retten?

25. Oktober 2016

Kommerzieller Walfang ist verboten. Dennoch werden pro Jahr 2000 Tiere getötet. Eine Katastrophe für die Arten. Die Staatengemeinschaft lehnt Schutzmaßnahmen ab. Immerhin: Japans Walfang soll stärker kontrolliert werden.

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Färöer Inseln Walfang
Bild: Petur Sigur Rasmussen

Norwegen, Island, Russland, Kambodscha und natürlich Japan waren dagegen: Trotzdem hat die Mehrheit der Mitglieder der Internationalen Walfangkommission (IWC) beschlossen, Japans Walfang "zu wissenschaftlichen Zwecken" künftig stärker zu kontrollieren. Mit diesem Argument rechtfertigt Japan seinen Walfang, der seit 1986 zu kommerziellen Zwecken verboten ist. Erkenntnisse ihrer Arbeit sind Japans maritime Forscher bislang weitestgehend schuldig geblieben.

Bei ihrem Versuch, weitere Schutzzonen für Wale durchzusetzen, scheiterte die IWC allerdings. Und zum wiederholten Mal scheiterte der Antrag, ein Walschutzgebiet im Südatlantik zu erstreiten. "Der Antrag erreichte nicht die erforderliche Dreiviertelmehrheit", erklärte IWC-Sprecherin Kate Wilson. 

Bei der Abstimmung im slowenischen Portoroz gab es 38 Ja- und 24 Nein-Stimmen. Argentinien, Brasilien, Gabun, Südafrika und Uruguay hatten den Antrag eingebracht. Deutschland unterstützt als EU-Mitglied die europäischen Gesetze für den Schutz von Walen. Die Abgeordneten im Bundestag hatten sich für größere Walschutzgebiete ausgesprochen. 

Auf einer Meeresfläche von der Größe Kanadas und der USA, 20 Millionen Quadratkilometer umfassend, sollten Wale unter Schutz gestellt werden. Das Vorhaben scheiterte erneut am Widerstand Japans und seiner "Walfang-Verbündeten".

Missachtung der Walschutzgebiete 

Walschutzgebiete gibt es bereits: Anrainerstaaten haben Teile des Mittelmeeres und der Nordsee zum Walschutzraum erklärt. Auch im Südpolarmeer und im Indischen Ozean dürfen Wale nicht gejagt werden. Was sich nach viel anhört, ist nur mäßig: Insgesamt auf nur vier Prozent der globalen Meeresfläche genießen Wale und Delfine Schutz. Und dort auch oft nur auf dem Papier, denn Japan hält sich nicht an das Verbot.

Selbst für den Südatlantik gibt es Widerstand der traditionellen Walfang-Nationen Japan, Island und Norwegen, die alle fern davon in der nördlichen Hemisphäre liegen. "Es geht nicht nur um die Jagd dort, sondern um einen ganzen Walmanagement-Plan", sagt Stephan Lutter, Meeresschutzexperte der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund of Nature). 

Den Walen fernbleiben 

IWC-Mitgliedsstaaten wie Brasilien und Argentinien regten an, auch Maßnahmen zur Reduzierung des Beifangs und zur Vermeidung von Schiffskollisionen zu ergreifen. In den Navigationskarten sollten die Wanderrouten und Fortpflanzungsgebiete vermerkt werden, um diese gezielt zu umfahren. 

Insgesamt 51 Arten, von Küstendelfinen bis zu Pott- und Finnwalen, sind betroffen. "Mit Satelliten überwachen nicht nur Staaten, sondern auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie der WWF die Einhaltung der Beschlüsse. Natürlich können auch Schiffe per Satellit Wale orten und ausweichen, um tödliche Kollisionen zu vermeiden", sagt WWF-Experte Stephan Lutter. Die NGOs leiten ihre Erkenntnisse über trotzdem stattfindende Unfälle an die betroffenen Staaten und Institutionen weiter, um den Druck auf die Verursacher zu erhöhen.  

Walfang aus Tradition

Während Norwegen und Island aus traditionellen Gründen Wale jagen, da deren Fleisch als Delikatesse gilt, führt Japan wissenschaftliche Zwecke zur Rechtfertigung an. Die Anträge Japans hat die IWC bisher immer wieder als nicht begründbar abgelehnt, und auch ein UN-Gericht hatte Japan den Fang 2014 verboten, sagt der WWF-Walexperte. "Trotzdem halten sich Japans Walfänger nicht an die Maßgaben. In der Saison 2015 schlachteten sie 333 Zwerg- oder Minkwale ab. Das Minkwalfleisch wird innerhalb Japans kommerziell gehandelt. Jetzt fordert die IWC Ergebnisse der vermeintlichen Forschungsarbeit. 

Indonesien Grindwale an Java Küste
Diese Grindwale sind an der Küste Javas gestrandet und dort verendet. Bild: picture-alliance/dpa/F. Handoko

Fast noch größer als die gezielte Jagd der Meeresriesen ist deren Bedrohung durch Beifang in Fischernetzen. Die Wale landen unbeabsichtigt in Fangnetzen der Fischer, verenden qualvoll oder werden wieder über Bord geworfen. "Besonders bedroht ist der Wakita, ein Schweinswal, der sich ausschließlich vor der Küste Kaliforniens und Mexikos aufhält", sagt Stephan Lutter. "Im Lauf der Jahre ist der Bestand von 800 auf 60 gesunken."

400.000 Euro zur Entfernung von Geisternetzen

Mit Hilfe von Spenden aus Deutschland und der Unterstützung des WWF werden zurzeit vor Mexiko Geisternetze aus dem Gewässer entfernt, in denen sich die Meerestiere verfangen können und verenden.

Die Fischer werden angeleitet, statt der bedrohlichen Stellnetze Bodenschleppnetze für die Shrimpsfischerei und Fischfallen sowie Langleinen einzusetzen. Denn die bisher verwendeten Stellnetze verbleiben im Meer und stellen eine dauerhaft bedrohliche Barriere für Wale dar. Auch Reflektoren, die die Schallwellen der Tiere widerspiegeln, sollen diese von Stellnetzen fernhalten. 

Qualvoller Tod durch Plastikmüll  

Die Versauerung der Meere, also die Anreicherung der Gewässer mit klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) infolge der Erderwärmung, stellt eine weitere Gefahr für die Meeresbewohner dar: Die erhöhte Temperatur der Ozeane führt zur Auflösung der Kalkschalen von Muscheln, Korallen und Seeigeln, der Nahrungsquelle von Walen. Und im Meer treibende Plastikreste, die die Wale fressen, verstopfen deren Mägen.    

Deutschland - Wal gestrandet
Ein Pottwal hat sich aus dem Atlantik in die flache Nordsee verirrt. Im deutschen Wattenmeer ist der Meeresriese gestrandetBild: Reuters/F. Bimmer

Auch Lärm wird zunehmend zum Problem. "Schallkanonen, die verwendet werden, um über seismische Wellen Bodenschätze aufzuspüren, verwirrt Wale, die sich akustisch orientieren, ebenso wie Rammungsschall, der beim Bau von Off-Shore-Windanlagen entsteht", erklärt Stephan Lutter.

Desorientierung, Vertreibung aus dem Lebensraum und lebensbedrohliche Hörschäden sind die Folgen. Studien belegen, dass Wale über Schallwellen auf einer Distanz von über einhundert Kilometern kommunizieren können. Durch Unterwasserlärm wird die Verständigung erheblich gestört. 

Das Moratorium zum Schutz der Wale gibt es seit 30 Jahren. Jahr für Jahr diskutieren die IWC-Mitgliedsstatten erneut über die Fortsetzung. Aber warum gibt es keinen dauerhaften Schutz für Wale und Delfine? "Ja, die Forderung liegt von Seiten der NGOs immer wieder auf dem Tisch. Sie ist zurzeit aber nicht mehrheitsfähig", beklagt WWF-Meeresschutzexperte Lutter, "weil die Kritiker anführen, dass sich die Bestände irgendwann wohl wieder erholen werden".