Italiener verschwenden Wasser
21. August 2008In der Nähe von Messina auf Sizilien ist eine Schlammlawine niedergegangen. Einige Häuser stehen nur noch zur Hälfte. Das Klima verändert sich im Süden Italiens. Die Folgen davon werden immer drastischer zu Tage treten, meint der weltweit anerkannte Süßwasserexperte Professor Luigi Naselli-Flores von der Universität in Palermo.
Es werde zunehmen Trockenperioden im südlichen Teil des Mittelmeers geben, dagegen aber mehr Regenfälle im nördlichen Teil. "Bei uns auf Sizilien werden die Niederschlagsmengen insgesamt zwar zunehmen, aber das werden immer heftigere Niederschläge in immer kürzeren Zeitabschnitten sein."
Mehr Niederschläge aber schlechte Nutzung
Und das bedeutet: Schlammlawinen einerseits, aber nicht mehr nutzbares Wasser, denn das fließt zu einem großen Teil ungenützt ab. Es müssten dringend mehr Stauseen gebaut werden, meint Professor Naselli-Flores. Vor allem aber dürfe das Wasser nicht mehr weiter so verschwendet werden wie bisher, gerade dort, wo am meisten verbraucht werde: in der Landwirtschaft.
"Auf Sizilien werden die Felder mit Wasserkanonen in der größten Mittagshitze gesprengt. Bevor das Wasser wieder auf den Boden gelangt, ist die Hälfte schon verdunstet. Wir müssen unbedingt den Umgang mit unseren Wasservorräten optimieren", fordert der Experte.
30 Prozent Wasser versickern wegen schlechter Leitungen
Dazu gehört auch die dringend nötige Erneuerung des Leitungsnetzes, in dem bis zu dreißig Prozent der eingeleiteten Wassermenge versickert. In manchen Orten Süditaliens muss deshalb das Wasser noch mit Tankwagen in die Zisternen vieler Haushalte gebracht werden. Eine teure und die Umwelt belastende Angelegenheit.
Oft steckt die lokale Mafia dahinter, die verhindert, dass neue Rohrleitungen gelegt werden. Aber selbst dort, wo die kommunale Wasserversorgung klappt, wird verschwendet. Nur ein Prozent des Leitungswassers in Italien wird zum Trinken verwendet. Die Italiener lassen lieber Quellwasser quer durch das Land transportieren, von Sardinien in die Abruzzen, von den Alpen nach Sizilien, meist auf Lastwagen und über verstopfte Autobahnen.
Hoher Mineralwasserverbrauch erzeugt Müllberge
Trotz hoher Kraftstoffpreise rechnet sich das Geschäft, weil die Gewinnspannen für die Konzessionseigner von Mineralwasserquellen bei bis zu 800 Prozent liegen. Dafür werden die Müllwerker der gigantischen Flut von leeren Plastikflaschen nicht mehr Herr. Dramatisch wird die Wassersituation im Süden, wenn alljährlich zur heißesten Jahreszeit Waldbrände ausbrechen und den Löschmannschaften im entscheidenden Moment das Wasser fehlt.