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Auf der Flucht vor Gewalt

17. Juli 2007

Rund 60.000 Menschen werden jeden Monat aus dem Irak vertrieben oder flüchten, so die Zahlen einer Flüchtlingsorganisation. Wie zur Bestätigung fielen zur gleichen Zeit wieder zahlreiche Menschen Anschlägen zum Opfer.

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Irakische Flüchtlinge in Jordanien, Quelle: AP
Jordanien und Syrien als Hauptziele irakischer FlüchtlingeBild: AP

Fast 2,2 Millionen Iraker sind Flüchtlinge in ihrem eigenen Land, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag (17.7.) in Genf mitteilte. Sie müssten täglich darum kämpfen, etwas zu essen, eine Unterkunft und medizinische Versorgung zu bekommen, sagte IOM-Sprecherin Jemini Pandya. Rund 60.000 Menschen müssten wegen der anhaltenden Gewalt, der allgemein Gesetzlosigkeit oder militärischer Einsätze jeden Monat aus ihren Häusern fliehen. "Da ist kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht", sagte Pandya.

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon (Archiv, Quelle: AP)
Der UN-Gerealsekretär warnt vor einem TruppenabzugBild: picture-alliance/dpa

Es werde wegen der unsichern Lage immer schwieriger sicherzustellen, dass Hilfslieferungen auch bei den Menschen ankämen, erklärte die IOM-Sprecherin. Viele Menschen seien aber auf die Hilfen angewiesen. Ihren Angaben zufolge flohen seit dem Bombenanschlag auf den schiitischen Schrein in der Stadt Samarra im Februar 2006, der zu einer Welle der Gewalt zwischen den Glaubensrichtungen führte, eine Million Menschen aus ihren Häusern. Die meisten verließen ihre Wohnungen in Bagdad.

Wo bleiben die Soforthilfen?

Gleichzeitig richtete Pandya einen dringenden Appell an die Weltöffentlichkeit, mehr für diese Menschen zu tun. Von den im vergangenen Monat zur Soforthilfe angeforderten 85 Millionen Dollar (fast 62 Millionen Euro) sei erst rund ein Fünftel eingegangen, sagte sie in Genf.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte unterdessen vor einem abrupten Abzug der US-Streitkräfte aus dem Irak. Dadurch könne sich die Krise im Irak weiter verschärfen, erklärte Ban auf einer Pressekonferenz am Montag in New York. Die Regierung in Washington forderte er auf, bei Entscheidungen zu dem in den USA zunehmend unpopulären Krieg das Schicksal der irakischen Bevölkerung im Blick zu behalten.

Gewalttaten reißen nicht ab

Die Bewegung des einflussreichen irakischen Schiitenpredigers Moktada al-Sadr nahm unterdessen nach einmonatigem Boykott ihre Arbeit im Parlament wieder auf. Als Grund nannte ein Fraktionssprecher die Entscheidung des Parlaments, die Regierung zum stärkeren Schutz von Moscheen aufzurufen. Sadrs Block, der 30 von 275 Sitzen hält, war im Juni aus Protest gegen einen Anschlag auf eine Schiiten-Moschee aus dem Parlament ausgezogen. Bereits im April hatte Sadr seine sechs Minister aus dem Kabinett zurückgezogen. Grund war die Weigerung der Regierung, einen Termin für den Abzug der US-Truppen festzulegen.

Beerdigung von Anschlagsopfern (Quelle: AP)
Anschläge: Irakischer AlltagBild: AP

Derweil wurden im Irak bei Gewalttaten erneut mehr als 40 Menschen getötet worden. Allein in einem Dorf in der Provinz Dijala brachten Unbekannte in Militäruniformen 29 Bewohner um. Wie ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Dienstag weiter mitteilte, riegelten die Täter am Montag den Ort nördlich von Bagdad ab, drangen in mehrere Häuser ein und eröffneten das Feuer. US-Streitkräfte sind mit Hilfe irakischer Truppen in den vergangenen Wochen verstärkt gegen Extremisten in der ethnisch gemischten Region vorgegangen. Die Provinzhauptstadt Bakuba gilt als eine Hochburg von Al-Kaida.

Anschlag auf Talabani?

In Bagdad wurden beim Angriff auf eine Armeestreife mindestens zehn Menschen getötet. Vier der Toten waren nach Polizeiangaben Soldaten. Elf Menschen seien verletzt worden. Bei der Explosion einer Autobombe im Stadtzentrum kamen vier weitere Menschen ums Leben. Wie die Polizei mitteilte, detonierte der Sprengsatz vor der iranischen Botschaft in der Nähe der besonders gesicherten Grünen Zone.

Montag waren bereits mindestens 100 Menschen bei Anschlägen in der nordirakischen Ölmetropole Kirkuk getötet worden. Sie galten dem Büro der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Staatspräsident Talabani. (ina)