Berlinale-Überraschung
16. Februar 2007Mit gedämpften Beifall hat das Premierenpublikum auf der Berlinale am Donnerstag (15.2.07) den US-Film "Bordertown" aufgenommen, einen Krimi mit politischem Hintergrund. Regisseur und Drehbuchautor Gregory Nava erzählt die wahre, erschütternde Geschichte einer Mordserie an mexikanischen Fließbandarbeiterinnen. In den Hauptrollen sind Antonio Banderas und Jennifer Lopez als Journalisten zu sehen, die den Fall aufklären wollen, und Maya Zapata als vergewaltigtes Opfer, das mit dem Leben davonkommt.
"Bordertown" ist einer von 22 Wettbewerbsbeiträgen der 57. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Am Samstag werden die Gewinner der Goldenen und Silbernen Bären bekannt gegeben.
Starker Auftritt
Lopez kam eine halbe Stunde verspätet in weißem Kleid und zum Zopf gebundenen Haaren zum Premierenabend in den Berlinale-Palast, begleitet von ihrem Ehemann, dem Sänger Marc Anthony. Banderas wurde von zwei Müttern aus der mexikanischen Grenzstadt Juárez begleitet, deren Töchter Verbrechensopfer wurden.
Regisseur Nava sagte nach der Vorführung, der Film handele zwar von den Ereignissen in Juárez Anfang der 1990er-Jahre. Doch die Morde an den schutzlosen und ausgebeuteten jungen Frauen gingen dort bis heute weiter. Erst in der vergangenen Woche habe man drei Leichen gefunden.
Tödliche Gefahr
Handlungsort ist Juárez an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Hier haben sich hunderte internationale Firmen niedergelassen. Sie schlagen vor allem daraus Profit, dass sie zur Produktion von Fernsehern und Computern für den US- und europäischen Markt unzählige Frauen für einen Hungerlohn beschäftigen.
Eine Serie von Gewaltverbrechen beunruhigt die Bevölkerung mehr und mehr: Laufend werden junge Arbeiterinnen brutal vergewaltigt und ermordet. Weder Polizei noch Politik scheinen sich ernsthaft um Aufklärung zu bemühen. Die von Jennifer Lopez verkörperte Journalistin Lauren aus Chicago wittert zunächst eine heiße Story. Doch zunehmend engagiert sie sich persönlich und will dem Horror ein Ende bereiten. Dabei gerät sie selbst in tödliche Gefahr.
Würdiger Preis
Die bisher durch Komödien wie "Das Schwiegermonster" populäre Darstellerin wurde noch vor der Aufführung des Films auf der Berlinale mit einem Menschenrechtspreis von Amnesty International geehrt. "Ich habe gefühlt, dass dies ein Drama ist, über das gesprochen werden musste. Ich habe mich verantwortlich gefühlt, etwas zu tun", sagte die 36-Jährige. "Mit dem Film möchte ich die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und vielleicht sogar dafür sorgen, dass sich etwas ändert."
Lopez hat den Film auch produziert. Ohne den Einsatz des zugkräftigen Stars hätte "Bordertown" nicht realisiert werden können, betonte Drehbuchautor und Regisseur Gregory Nava. "Wenn Jennifer sich nicht engagiert hätte, wäre dieser Film nicht gemacht worden." Nach Schätzungen wurden in den letzten Jahren zwischen 400 und 5000 Frauen in der Region vergewaltigt und ermordet. Viele teilen die Hoffnung Lopez', die 1970 als Kind puertoricanischer Eltern in New York geboren wurde, dass Ermittler und Politiker so auf das Thema aufmerksam werden.
Der Film rief bei der deutschen Erstaufführung in Berlin allerdings ein geteiltes Echo hervor. Es gab auch viele Buh-Rufe. (kas)