Josipovic wird neuer Präsident Kroatiens
10. Januar 2010Der 52-jährige Josipovic von den oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) setzte sich klar gegen den parteilosen Bürgermeister von Zagreb, Milan Bandic, durch. Wie die Wahlkommission in der Nacht zum Montag (11.01.2010) mitteilte, gewann Josipovic 60,3 Prozent der Stimmen. Für Bandic, den Kandidaten der Konservativen, votierten dagegen nur 39,7 Prozent der Kroaten. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 50 Prozent. Der scheidende Staatschef Stipe Mesic durfte nach zwei Amtszeiten gemäß der kroatischen Verfassung nicht mehr antreten. Insgesamt waren rund 4,4 Millionen Bürger zu den Urnen gerufen.
Der Weg Kroatiens in die EU als wichtige Aufgabe
Der 52-jährige Josipovic ließ sich von seinen Anhängern in der Parteizentrale der Sozialdemokraten frenetisch feiern. Er stehe für ein "Programm der neuen Gerechtigkeit", sagte der Sieger in einer ersten Reaktion. Der kleine Adriastaat müsse "ein Land werden, in dem Arbeit belohnt sowie bezahlt und Kriminalität bestraft wird", sagte er weiter. Er appellierte an die Anhänger seines unterlegenen Gegenkandidaten Bandic, ihn als "Präsident aller Bürger" anzunehmen: "Ich werde auch Ihr Präsident sein, weil ich nicht trennen, sondern verbinden will."
Als neuer Staatspräsident will Josipovic einen Gegenpol zur konservativen Regierungschefin Jadranka Kosor bilden. Politische Reibereien zwischen Links und Rechts werden von allen Medien des Landes erwartet. Er will den Kampf gegen die alles beherrschende Korruption und die Kriminalität im Lande in den Mittelpunkt seiner Amtszeit stellen. Eine der wichtigsten Aufgaben Josipovics als Präsident besteht nach Ansicht vieler Wähler darin, Kroatien in die Europäische Union zu führen - mehr Transparenz, weniger Korruption und Vetternwirtschaft brächte Kroatien ein großes Stück weiter in Richtung Brüssel, hatten viele Medien immer wieder kommentiert.
Langweilig, aber unbestechlich
Den Titel "langweiligster Kandidat" des Wahlkampfes ertrug Josipovic widerspruchslos. Das Unspektakuläre seiner Person hatte der grau melierte Mann mit der dunklen Brille zu seinem Markenzeichen und Vorteil umgemünzt - im Gegensatz zu seinem Gegenkandidaten werden Josipovic keine Korruptionsaffären nachgesagt.
Der Sozialdemokrat engagiert sich erst seit 2003 in der großen Politik. Josipovic punktet aber selbst bei seinen Kritikern mit Solidität, Fachwissen und Willensstärke. Er hat sich gleichermaßen Ansehen als Jura- wie als Musikprofessor erworben. Er lehrt an der Universität Internationales Recht und leitet die Zagreber Musikbiennale.
Wahlverlierer Bandic schrieb seine Niederlage dem "Hass und der Unduldsamkeit" zu, die von seinen politischen Gegnern gegen ihn entfacht worden seien. Dennoch gratulierte er dem Wahlsieger und wünschte, dass er "Präsident aller Kroaten wird". Er werde keine Konsequenzen aus seiner Niederlage ziehen, sondern "morgen als Bürgermeister Zagrebs die Arbeit wieder aufnehmen". Welche politischen Ziele er darüber hinaus anstrebt, ließ er offen.
Autoren: Stephan Stickelmann (dpa, afp, ap, rtr)
Redaktion: Gerhard M Friese