Köln gerettet, Paderborn verliert
10. Mai 2015Nun drohen Europacup-Abende auf der Couch: Schalke 04 steuert im Saisonfinale der Fußball-Bundesliga weiter auf ein sportliches Desaster zu. Nach dem verdienten 0:2 (0:1) beim dadurch endgültig geretteten 1. FC Köln wird selbst das Minimalziel Europa League für die Gelsenkirchener zur Zitterpartie. In den vergangenen 15 Jahren haben die Königsblauen nur einmal, 2009, die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verpasst.
Auf den Erzrivalen Borussia Dortmund auf dem gefürchteten siebten Platz haben die Schalker zwei Spieltage vor dem Saisonende nur noch zwei Punkte Vorsprung. Zudem belegen zahlreiche Zahlen die rasant abfallende Formkurve des achtmaligen Champions-League-Teilnehmers: Die Schalker haben nur zwei der letzten zwölf Spiele gewonnen, sind 2015 noch ohne Auswärtssieg in der Bundesliga und blieben dabei in acht Spielen fünfmal ohne Tor.
Im Saisonfinale trifft die in Köln erschreckend schwache Mannschaft von Trainer Roberto Di Matteo auf die Abstiegskandidaten SC Paderborn und Hamburger SV. Aufsteiger Köln, für den Marcel Risse (34. Minute) und Yannick Gerhardt (89.) trafen, beseitigte durch das fünfte Spiel in Folge ohne Niederlage die letzten Zweifel am Klassenerhalt.
Kölns Trainer Peter Stöger hatte Stürmer Anthony Ujah trotz des Wirbels nach den unglücklichen Umständen seiner Wechsel-Ankündigung auch im 23. Pflichtspiel in Folge in die Startelf berufen. Das Gros der FC-Fans hatte sein Urteil über den Nigerianer aber gefällt, der sich unter der Woche mit Offiziellen von Werder Bremen und unter einem Banner mit der Aufschrift "100 Prozent Werder" hatte fotografieren lassen. "100 Prozent Werder, 0 Prozent FC: Mach, dass Du wegkommst", stand auf einem Plakat, bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung wie bei Ujahs Auswechslung nach 57 Minuten glücklosen Minuten gab es ein gellendes Pfeifkonzert.
Die 46.500 Zuschauer - Köln musste zum dritten und letzten Mal die Sperrung von zwei Fanblöcken hinnehmen - sahen zunächst ein mäßiges Spiel. Beide Teams waren durchaus offensiv ausgerichtet, kamen aber kaum in die gefährliche Zone. Der beste Angriff der ersten Halbzeit wurde gleich belohnt: Schalkes Torhüter Ralf Fährmann parierte noch gegen Kazuki Nagasawa, gegen den Nachschuss des gebürtigen Kölners Risse war er aber machtlos. Nach der Pause spielte Schalke ähnlich uninspiriert weiter, Dusan Svento vergab zwei Minuten nach seiner Einwechslung aber die 100-prozentige Chance zum 2:0 (60.).
Für Paderborn wird´s schwer
Am Nachmittag hatte Mit-Aufsteiger SC Paderborn eine 1:3 (0:2)-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg hinnehmen müssen. Die Wolfsburger machten damit ihre zweite Teilnahme an der Champions League nach 2009 perfekt. Die Abstiegsnöte von Paderborn verschärften sich, auch weil die Gastgeber im ungleichen Duell nicht an die jüngst guten Auftritte anknüpfen konnten. Der Underdog rutschte zwei Spieltage vor dem Saisonfinale auf den vorletzten Rang ab.
Nach einer Ecke köpfte Timm Klose die Gäste mit seinem ersten Treffer im VfL-Trikot (16. Minute) zum nächsten Drei-Punkte-Erlebnis, nachdem die Mannschaft von Coach Dieter Hecking aus den vergangenen vier Auswärtspartien lediglich vier Punkte geholt hatte. VfL-Toptorjäger Bas Dost legte mit seinem Saisontreffer Nummer 15 und 16 (25./82.) nach. In der Nachspielzeit traf wie in der vergangenen Woche noch Lukas Rupp (90.+1).
Das vom Club für den Endspurt ausgerufene Motto "Lass mal erstklassig bleiben" setzten die Ostwestfalen auf dem Platz nicht um. Auch gegen den Pokalfinalisten bekam der Aufsteiger mit der schlechtesten Abwehr aller Bundesligisten seine Defensiv-Probleme nicht in den Griff, auch wenn die Offensivbemühungen nicht schlecht aussahen. Paderborns einzige Spitze Rupp (11.) setzte nach einem relativ ruhigen aber engagierten Beginn beider Teams einen ersten Warnschuss ab. Nach einer Kopfballvorlage traf er völlig frei vor VfL-Keeper Diego Benaglio nur das Außennetz. Auch Moritz Stoppelkamp (37./41.) vergab zwei gute Chancen für die Gastgeber. Insgesamt aber enttäuschte die Elf von Coach Breitenreiter in der vielleicht letzten Chance auf ein zweites Jahr Fußball-Bundesliga vor den Partien auf Schalke und gegen den VfB Stuttgart.
In der Torjäger-Liste liegt Dost nach seinem Doppelpack nur noch drei Treffer hinter dem verletzten Spitzenreiter Alexander Meier von Eintracht Frankfurt. Dost wird in der kommenden Saison prominente Unterstützung aus Mönchengladbach bekommen. Nach der Partie vermeldete Sportvorstand Klaus Allofs den Wechsel von Max Kruse vom Niederrhein nach Wolfsburg.
Alle Ergebnisse und die Tabelle finden Sie hier.
Wenn Sie noch einmal die Chronologie der Sonntagsspiele nachlesen möchten, klicken Sie hier!
to/ck (sid, dpa)