Kairos-Preis für Berliner Verlegerinnen
14. März 2017Sie wollen junge türkische Autoren in Deutschland bekannter machen und übersetzen darum deren Werke ins Deutsche. Dafür erhalten die beiden Schwestern und Gründerinnen des Binooki-Verlags Inci Bürhaniye und Selma Wels den mit 75.000 Euro dotierten Kairos-Preis. Der europäische Kulturpreis wird seit 2007 jährlich von der Alfred Toepfer Stiftung verliehen.
Brückenbauerinnen mit Mut und Pioniergeist
Der Binooki-Verlag der beiden Schwestern widme sich als einziger ausdrücklich der Übersetzung türkischer Literatur ins Deutsche und leiste damit einen Beitrag zum dringend nötigen Kulturaustausch, begründete die Stiftung am Dienstag (14.03.2017) in Hamburg ihre Wahl. Mit ihrer kulturellen Vermittlungsarbeit bewiesen die Verlegerinnen unternehmerischen Mut und Pioniergeist. Sie seien "Brückenbauerinnen" und ermöglichten ein tieferes Verständnis für die türkische Kultur.
Außerdem ebneten sie den Weg für ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches die politischen Grenzen der EU überschreite und die Türkei als europäischen Staat ins Bewusstsein hebe. "Nicht zuletzt bedeutet der Preis auch eine Anerkennung und Unterstützung für die türkischen Intellektuellen, Publizisten und Schriftsteller, die sich in einer Zeit der Repressalien und der persönlichen Gefährdung zu Wort melden", so die Begründung des Kuratoriums.
Verlagsgründung aus Leidenschaft fürs Lesen
Die gebürtigen Berlinerinnen hatten mit dem Buchgeschäft wenig zu tun, bis sie 2011 ihren eigenen Verlag gründeten. Bürhaniye ist bis heute Rechtsanwältin und Geschäftsführerin. Wels hat lange Zeit bei einem Versicherungsunternehmen und später in der Filmbranche gearbeitet.
Inspiriert habe die beiden ihre Liebe zur türkischen Literatur und ihre Mutter, die ihnen Leidenschaft für das Lesen vermittelt habe. Von Anfang an sei es ihnen wichtig gewesen, einer modernen urbanen türkischen Literatur eine deutsche Stimme zu geben, ohne dabei altbekannte Stereotype zu bedienen.
Preis soll zu weiterem Wirken anspornen
Der Kulturpreis Kairos ist benannt nach dem griechischen Gott Kairos, dem Gott für den rechten Augenblick. Die Auszeichnung versteht sich nicht als Ehrung eines abgeschlossenen Lebenswerkes, sondern will zu weiterem Wirken anspornen. 2016 ging der Preis an den griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis. Verliehen wird der Kairos-Preis 2017 am 7. Mai im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.
mr/kk (dpa/toepfer-stiftung.de)