Kampf gegen die römische Mafia
23. März 2016Das Interesse der Öffentlichkeit ist jedenfalls enorm. Es geht um klassische Mafia-Verbrechen wie Mord, Geldwäsche, Erpressung und Schmiergeldzahlungen. Vor einem Gericht in Reggio Emilia nahe Bologna müssen sich insgesamt 147 Angeklagte verantworten, darunter der italienische Fußball-Weltmeister von 2006, Vincenzo Iaquinta, sowie dessen Vater. Für das Verfahren wurde extra ein neuer Gerichtssaal gebaut. Es herrschen strengste Sicherheitsvorkehrungen.
Iaquinta bestreitet alles
Im Visier der Justiz steht die kalabrische Mafia 'Ndrangheta, die ihre illegalen Geschäfte zunächst fast nur im Süden Italiens abwickelte. Längst ist sie aber auch in den nördlichen Regionen aktiv. Iaquinta werden illegaler Waffenbesitz und Unterstützung der Mafia vorgeworfen. Sein Vater wird verdächtigt, Mitglied der Verbrecherorganisation zu sein. Der frühere Nationalspieler weist die Vorwürfe zurück. "Ich weiß noch nicht mal, was das ist, diese 'Ndrangheta", sagte der Stürmer Anfang März in den Medien.
Besonders nach den zwei schweren Erdbeben 2012 soll die 'Ndrangheta, die sonst überwiegend mit Drogen- und Waffenhandel Milliardenprofite macht, am Wiederaufbau in Norditalien verdient haben. Außer den beiden prominenten Angeklagten befinden sich unter den Verdächtigen zahlreiche Beamte, Politiker, Handwerker, Unternehmer und Journalisten. Insgesamt 29 von ihnen waren beim Prozessauftakt in dem neuen Hochsicherheits-Saal anwesend. Einige weitere Angeklagte, die bereits in Haft sitzen, wurden per Video zugeschaltet.
Kurzzeitiger Erfolg der Justiz
Zwar werden nun die Schuldigen vermutlich bestraft werden. Doch handelt es sich lediglich um kurzzeitigen Erfolge der italienischen Justiz gegen das um sich greifende Problem, das Wirtschaft und Demokratie lähmt. Italien gilt als eines der korruptesten Länder Westeuropas. Im internationalen Vergleich führt die Nichtregierungsorganisation Transparency International das Land auf Platz 61 von 161 auf - zwischen Oman und Lesotho. "Die Korruption ist der Krebs, der Rom zerfrisst", sagt Mafia-Verfolger Alfonso Sabella.
Alemanno soll "Mafia Capitale" befördert haben
Bei dem Prozess in der Hauptstadt geht es um den ehemals neofaschistischen Ex-Bürgermeister Gianni Alemanno. Während seiner Amtszeit von 2008 bis 2013 soll das kriminelle Geschäft in Rom, die "Mafia Capitale", seinen Aufstieg erlebt haben. Alemanno muss sich wegen des Vorwurfs der Korruption und illegaler Finanzierung seiner Wahlkampagne verantworten.
Der 58-Jährige bestreitet alles. Am Ende der ersten Anhörung erklärte er: "Ich werde mich in diesem Verfahren verteidigen, weil ich meine Unschuld beweisen will, auch wenn mich viele schon vorverurteilt haben." Das Verfahren wurde bereits nach wenigen Minuten auf Freitag vertagt. In Italien ist Karfreitag kein Feiertag.
Vorwurf: Bildung einer mafiösen Vereinigung
Alemanno war 2008 als Kandidat der Partei PDL von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi zum Bürgermeister gewählt worden und regierte Rom bis 2013. Laut Anklage soll er hohe Schmiergelder von dem Unternehmer Salvatore Buzzi angenommen haben.
Sein Verfahren ist nur eins von mehreren in dem Skandal. Seit vergangenem November müssen sich in einem Maxi-Prozess bereits 46 Angeklagte verantworten, darunter auch Buzzi. Die Anklagepunkte lauten unter anderem auf Bildung einer mafiösen Vereinigung, Korruption, Wucher, Manipulation von Ausschreibungen und Erpressung.
uh/kle (dpa)