Kann Venezuela zahlen?
12. April 2017Es geht an diesem Mittwoch um eine Anleihe des staatlichen Ölkonzers PdVSA. Öl ist die einzige verbliebene Einnahmquelle des einst reichsten Lands Lateinamerikas. Mit dem Preisverfall auf den internationalen Rohölmärkten sind diese Einnahmen drastisch gesunken. Die Regierung von Präsident Maduro aber hat es nicht vermocht gegenzusteuern. Das Land ist am Ende, die Bevölkerung leidet. Vier von fünf Venezuelanern gelten als arm.
Bisher hat Venezuela seine internationalen Schulden stets bedient. Wenn das an diesem Mittwoch nicht gelingt, droht dem Land eine finanzielle Katastrophe. Schon jetzt stufen die Rating-Agenturen Moody's, Standard & Poor's sowie Fitch die Staatsanleihen nur noch knapp über dem Ausfallniveau ein - mit negativen Aussichten.
170 Milliarden Dollar
Die Devisenreserven der Zentralbank liegen Medienberichten zufolge noch bei rund 10 Milliarden US-Dollar, das meiste davon in Gold. Die Gesamtschulden des Landes summieren sich aber auf bis zu 170 Milliarden Dollar. Das könnte zum größten Staatsbankrott aller Zeiten werden, wenn das Regime von Präsident Maduro die April-Anleihe nicht bedienen sollte. Woher das Geld dafür kommen könnte, ist unklar. Das chronisch klamme Venezuela verhandelt Insidern zufolge mit dem russischen Ölkonzern Rosneft über Finanzhilfen für das staatliche Energieunternehmen PDVSA.
China hat Venezuela immer wieder Geld geliehen, und sich das über Öllieferungen absichern lassen. Nach Medienangaben geht es inzwischen um 60 Milliarden Dollar. Russland hat sich demnach bereits Kredite in Höhe von fast fünf Milliarden Dollar durch Ölgeschäfte absichern lassen, etwa Anteile am US-Tankstellenkonzern Citgo. Auf den wollen aber auch andere Gläubiger zurückgreifen können. Ein Zahlungsausfall, so zitierte in dieser Woche die "Neue Zürcher Zeitung" den Ökonomen Alejandro Grisanti vom venezolanischen Wirtschaftsinstitut Ecoanaliítica, würde jedenfalls den sofortigen Regierungswechsel bedeuten.
ar/ul (rtr, afp)