Karneval: Was zwischen 11.11. und Aschermittwoch passiert
11. November 20241. Sessionsbeginn - Start des Karnevals
Der 11.11. ist für alle Karnevalistinnen und Karnevalisten des Rheinlands ein magisches Datum. In den Hochburgen beginnt an diesem Tag um Punkt 11.11 Uhr die Karnevalssaison. Mit unterschiedlichen Ritualen. So wird etwa in Düsseldorf der Schelm "Hoppeditz" zum Leben erweckt, in Köln stellt sich das neue Dreigestirn - Prinz, Bauer und Jungfrau - vor und in Mainz wird die traditionelle "Narrencharta" verlesen. Diese Feste finden auf den großen Plätzen, meistens vor den Rathäusern der Städte, statt. Es wird mit lokalen Musikgruppen und jeder Menge Alkohol den ganzen Tag gefeiert. Auch die Kneipen machen mit, dort dauert so manche Party bis in die Morgenstunden. 2023 fiel der 11.11. auf einen Samstag, was besonders viele Karnevalsjecken anlockte.
2. Überall Sitzungen und Maskenbälle
Die traditionellen Karnevalsvereine beginnen mit ihrem Programm erst im Januar. Doch der alternative Karneval schlägt schon im Dezember zu. Deswegen sieht man auch in der Vorweihnachtszeit schon öfter einen (nicht als Weihnachtsmann) verkleideten Menschen.
In Köln ist die "Stunksitzung" besonders beliebt. Die anarchistische Kabarett-Show ("Stunk" bedeutet Streit, Provokation) gibt es seit nunmehr 40 Jahren. Und immer noch sind die Karten (jährlich etwa 50.000) innerhalb wenigen Stunden ausverkauft. Weitere Sitzungen der offiziellen Karnevalsvereine kommen im Januar dazu. Dort werden in großen Sälen oder Festzelten lustige Reden gehalten, es gibt Auftritte der lokalen Bands und Tanzgruppen der Vereine. In Mainz geht es bei den Sitzungen eher politisch-literarisch zu.
3. Am Neujahrstag wird Mainz närrisch
Am 1. Januar startet in Mainz der offizielle Straßenkarneval - in Mainz "Fastnachts-Kampagne" genannt. Für die Mainzerinnen und Mainzer ist der 11.11. eine Art Vorspiel, aber am Neujahrstag geht es dort richtig los. Um 11.11 Uhr findet ein Umzug durch Mainz statt. Alle, die die Silvesternacht gut überstanden haben, können direkt weiterfeiern, wenn die Fastnachtsvereine, die Garden, mit Blasmusik und Trommeln durch die Straßen ziehen.
4. Einsingen in den Karneval
In Köln hat sich Anfang des neuen Jahrtausends die "LMS"- Kampagne zum Kennenlernen der neuen Lieder etabliert. LMS steht für "Loss mer singe" (Lasst uns singen). Die Mission: die schönsten neuen Karnevalslieder bis zu den Tollen Tagen kennenzulernen und mitzusingen. In einer ausgiebigen Tour durch die Kneipen Kölns und Umgebung werden ab Anfang Januar die neuen Lieder vorgestellt. Hunderte singen die Lieder mit Hilfe von Textzetteln lauthals mit und stimmen für das beste Lied des Abends ab. Das beliebteste Lied von allen Kneipenabenden wird kurz vor Karneval ermittelt.
5. "Biwaks" in Düsseldorf und Köln
Die Düsseldorfer Karnevalsgesellschaften veranstalten sogenannte "Biwaks" im Januar, um sich dem Narrenvolk vorzustellen. Das hat nichts mit Übernachtung im Freien zu tun, sondern es sind fröhliche Treffen mit Musik, Häppchen und Getränken, wo Traditionscorps und Bürgerinnen und Bürger miteinander feiern können. Auch Karnevalsgesellschaften aus der rheinischen Nachbarschaft sind eingeladen. So geben sich bei den großen Düsseldorfer Garden auch Traditionsvereine aus Köln oder Aachen die Ehre. Keine Frage, dass die meisten dieser Partys um 11:11 Uhr beginnen. In Köln veranstalten die "Roten Funken" ihren Biwak traditionell am Karnevalssamstag. Bei Erbsensuppe und Kölsch.
6. Prinzenproklamation
In Köln herrscht das sogenannte Dreigestirn über den Karneval. Es besteht aus Prinz, Bauer und Jungfrau (auch von einem Mann dargestellt). In prächtigen Kostümen sind sie die höchsten Repräsentanten des Kölner Karnevals. Bei der Prinzenproklamation im Januar - kurz "Pripro" - überreicht Kölns Stadtoberhaupt dem Prinzen die Pritsche, die er symbolisch über sein närrisches Volk schwingt. Der Bauer repräsentiert Köln als Stadt, die sich den Fängen der Erzbischöfe entzogen hat. Die Jungfrau beschützt als "Mutter Colonia" die Stadt.
Inzwischen werden immer mehr Stimmen laut, die dafür sind, dass auch Frauen eine Rolle im Dreigestirn spielen - bis hin zur Forderung nach einer Karnevalsprinzessin anstelle eines Prinzen. Doch der über 200 Jahre alte Kölner Traditionskarneval braucht sicher noch ein wenig Zeit für solche "revolutionären" Ideen.
7. Donnerstag ist Weiberfastnacht
Weiberfastnacht heißt der Donnerstag vor Aschermittwoch. Dieser Tag unterscheidet sich äußerlich kaum vom 11.11. An den bekannten Orten, vor Rathäusern oder an Marktplätzen der Hochburgen feiern - selbstverständlich ab 11:11 Uhr - tausende Narren und Jecken den Beginn des Straßenkarnevals, mit großen Reden, viel Musik und Alkohol. Jetzt gibt's kein Halten mehr, Karnevalsprofis nehmen sich bis einschließlich Aschermittwoch frei, damit sie von Donnerstag an jeden Tag ausgiebig feiern können. 2025 fällt Weiberfastnacht auf den 27. Februar.
8. Kinderkarneval und rollende Tonnen
Auch während der Tollen Tage wird die Tradition gepflegt. In Köln laufen am Karnevalssonntag die "Schull- un Veedelszöch" (Schul- und Stadtviertelszüge). Auf der Route des Rosenmontagszuges laufen gut 8000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Kölner Innenstadt, organisiert von den Schulen und lokalen Karnevalsvereinen - hier geht es ursprünglicher zu, politisch, manchmal ein bisschen chaotisch und vor allem bunt - nicht zuletzt wegen der oftmals komplett selbstgebastelten Kostüme. Die Gruppe mit den besten und fantasievollsten Kostümen wird von einer Jury ermittelt und darf am Rosenmontag noch einmal mitlaufen, was für alle Kölner im Karneval der größte Traum ist.
Im Düsseldorfer Stadtteil Niederkassel richtet die "Tonnengarde" das traditionelle Tonnenrennen aus. Die Teilnehmenden schieben Schubkarren mit großen Fässern über eine Rennstrecke. Traditionell gehen bei dem Rennen das Düsseldorfer Prinzenpaar, das Tonnenbauernpaar - die Regenten der Tonnengarde - und manchmal sogar der Oberbürgermeister mit an den Start.
9. Rosenmontag
Mittlerweile weltbekannt: die Rosenmontagszüge in Düsseldorf, Köln und Mainz. Internationale Fernsehstationen übertragen die Umzüge, die für alle Karnevalistinnen und Karnevalisten der Sessionshöhepunkt sind. Bunte Wagen, meist mit satirischen oder politischen Aussagen, wechseln sich mit den Musikkapellen und Tanzgruppen der Karnevalsvereine ab.
Aus dem Zug werden Süßigkeiten (Kamelle) oder kleine Blumensträuße in die Menge geworfen. Zum Schluss kommt der Wagen des Karnevalsprinzen - der prunkvollste von allen. Für die Karnevalsoffiziellen ist ein wochenlanger Terminmarathon nun zu Ende. 2022 wurde aus dem Rosenmontagszug in Köln eine riesige Friedensdemoanlässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine, der fünf Tage zuvor begonnen hatte.
10. Nubbelverbrennung
In Köln hängt über den Karnevalskneipen eine große Puppe, "Nubbel" genannt. Die wird in der Nacht zum Aschermittwoch, begleitet von lautem Geheule, verbrannt. Der Nubbel muss für all die Sünden, die die Jecken während der Karnevalszeit begangen haben, hinhalten. Auch für alle anderen Unglücke, die passieren - selbst dann, wenn der lokale Fußballverein das letzte Match verloren hat. Die Rede wird von einem Pastor, inzwischen auch immer öfter von einer Pastorin, gehalten - im besten Falle in deftiger kölscher Sprache. Natürlich sind diese "Pastoren" nicht echt. In Düsseldorf brennt am Aschermittwoch der "Hoppeditz", der am 11.11. des Vorjahres unter großem Jubel erweckt worden war.
11. Traditionelles Fischessen
Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die bis zum Karfreitag vor Ostern dauert. Für gläubige Katholikinnen und Katholiken bedeutet das: kein Fleisch essen. Und freitags nur Fisch. Auch Nichtgläubige nutzen oftmals die kommenden sechs Wochen, um auf bestimmte Dinge zu verzichten - wie etwa Alkohol, Tabak oder auch das Internet. Eingeläutet wird die Fastenzeit mit dem traditionellen Fischessen am Aschermittwoch.