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"Kein primitiver Kontinent"

Usman Shehu20. April 2012

Drei Tage war er zu Gast in Deutschland: Nigerias Präsident Goodluck Jonathan. Mit der Deutschen Welle sprach er über das Verhältnis beider Länder sowie über Energie, Terror und die Sicherheit in Westafrika.

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Goodluck Jonathan (Foto: Wostok Press/Maxppp France)
Bild: picture alliance / dpa

Deutsche Welle: Bei Ihrem Treffen mit Kanzlerin Merkel ging es vor allem um Strom und Energie. Wie sieht die Zusammenarbeit Ihrer Länder auf diesem Gebiet aus?

Goodluck Jonathan: Nigeria und Deutschland haben ein sehr warmes und freundschaftliches Verhältnis. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa, und wir sind der größte Markt in Afrika. Im Zentrum unseres Treffens stand der Energiesektor. Wir produzieren selbst nicht genug Energie, um kleine und mittelständische Unternehmen zu versorgen. Aber Gott sei dank haben wir große Rohstoffreserven. Die Energiepartnerschaft mit Deutschland ist wichtig - es geht um Kohlekraftwerke und um Erneuerbare Energien. Aber Deutschland hat ja auch eine High-Tech-Landwirtschaft. Und auf diesem Gebiet müssen wir uns in Nigeria noch deutlich verbessern. Wir müssen die Landwirtschaft im Norden vorantreiben und wir brauchen Strom und Energie, um die Lebensmittel auch selbst zu verarbeiten. Wir können nicht länger nur unverarbeitete Nahrungsmittel exportieren.

Und Sie würden gerne mehr ausländische Investoren ins Land holen. Müssen die sich angesichts der Sicherheitslage in Ihrem Land nicht Sorgen machen?

Nicht nur die Investoren machen sich Sorgen, wir alle sind besorgt. Keiner von uns will in seinem Haus, auf dem Markt oder im Hotel angegriffen werden. Wir stehen vor Sicherheitsproblemen im ganzen Land: Boko Haram hat Verbindungen zu Terrornetzwerken wie Al-Kaida und anderen Gruppen in Nordafrika. Die Kämpfer wurden außerhalb Nigerias ausgebildet. Ihre Vorgehensweise macht uns Sorgen. Aber die Nigerianer sind sicherer als andere. Die Sicherheitslage in Nigeria wird oft völlig übertrieben dargestellt. Ich kann garantieren, dass wir die Sicherheitsprobleme von allen Seiten aus angehen. Ich denke, wir können sie noch in diesem Jahr deutlich reduzieren.

Hat Ihnen die deutsche Regierung bei diesem Kampf Unterstützung zugesagt?

Sie hat nicht gesagt, dass sie uns bei Angriffen auf Boko Haram unterstützen will. Aber wir helfen uns gegenseitig. Deutschland ist ein High-Tech-Land und hat zugestimmt, uns in einigen Bereichen zu unterstützen.

Auch andere afrikanische Länder stecken in politischen Krisen, Mali und Guinea-Bissau zum Beispiel. Was unternimmt Nigeria in diesen Konflikten?

Wir arbeiten hart an den Problemen in Mali und in Guinea-Bissau. Innerhalb der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und der Afrikanischen Union haben die Staats- und Regierungschefs sich geeinigt, Militär-Diktaturen in Afrika keinen Raum mehr bieten zu wollen. Da gibt es auch nichts zu verhandeln. Wir müssen aufhören, Afrika wie einen primitiven Kontinent aussehen zu lassen.

Goodluck Ebele Jonathan regiert Nigeria seit Mai 2010. Er ist der 14. Präsident der westafrikanischen Nation und Mitglied der regierenden Demokratischen Volkspartei.