Kerry auf Friedensmission in Nahost
8. April 2013US-Außenminister John Kerry legte einen Kranz an der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ab (Artikelbild), am nationalen israelischen Holocaust-Gedenktag, der in diesem Jahr nach dem jüdischen Kalender auf den 8. April fällt. Gemeinsam mit Regierungschef Benjamin Netanjahu nahm er an der feierlichen Erinnerungszeremonie teil, in der alljährlich der von den deutschen Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht wird.
Noch knapp 200.000 Überlebende
Landesweit heulten um 10.00 Uhr Ortszeit zwei Minuten lang die Sirenen. Während der Gedenkminuten standen der Verkehr und das öffentliche Leben still.
Fast sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Israel noch etwa 192.000 Holocaust-Überlebende. Die meisten von ihnen überstanden den Krieg als Minderjährige in Lagern oder konnten sich vor den Nazis verstecken. Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Helfer nach Schätzungen etwa sechs Millionen Juden. Yad Vashem bemüht sich in akribischer Arbeit um die Identifikation jedes einzelnen Opfers und hat nach eigenen Angaben bereits zwei Drittel der Namen dokumentiert.
Kerry will neuen Schwung für Friedensgepräche
Nach dem Gedenken in Yad Vashem widmet sich US-Außenminister Kerry wieder dem Tagesgeschäft. Er will Möglichkeiten zu einer Wiederaufnahme des seit 2010 auf Eis liegenden Nahost-Friedensprozesses prüfen. Sein erstes Ziel: eine vorsichtige Annäherung zwischen Israel und den Palästinensern. Zunächst will er mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fajad und Israels Staatspräsident Schimon Peres über den Nahost-Konflikt sprechen. Ein Arbeitstreffen mit Israels Regierungschef Netanjahu ist für Dienstag geplant.
Abbas stellt Bedingungen
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, mit dem Kerry bereits am Sonntag, dem ersten Tag seines Besuchs in der Region, zusammenkam, besteht nach Medienberichten vor neuen Gesprächen mit Israel weiter auf einem Siedlungsbaustopp sowie der Freilassung palästinensischer Häftlinge. Als Anreiz für direkte Friedensverhandlungen habe Kerry den Palästinensern unter anderem die Freigabe eingefrorener Hilfszahlungen in Aussicht gestellt, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur Maan. Zudem solle sichergestellt werden, dass Israel künftig keine für die Palästinenser bestimmten Steuern und Zölle mehr zurückhält. Außerdem sollten die Gebiete unter palästinensischer Kontrolle ausgeweitet werden.
Nach Angaben der israelischen Zeitung "Maariv" hat die für Verhandlungen mit den Palästinensern zuständige Justizministerin Zipi Livni die Bereitschaft signalisiert, auf die Forderung nach der Anerkennung Israels als jüdischen Staat zu verzichten. Es sei jedoch unklar, ob sie dies mit Netanjahu abgestimmt habe, der bisher vor neuen Verhandlungen stets eine solche Anerkennung durch die Palästinenser gefordert hatte.
qu/rb (dpa, kann afpf)