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Kerry will die Mittelklasse-Wähler

Christina Bergmann, zurzeit Boston3. August 2004

Die heiße Phase des US-Wahlkampfes hat mit John Kerrys Nominierung zum Herausforderer von George W. Bush begonnen. Der Demokraten-Kandidat will ein starkes US-Militär und Wohlstand für den Mittelklasse-Amerikaner.

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Der Kandidat meldet sich zum DienstBild: AP

"Wir müssen uns auf unsere traditionellen Stärken und unsere gemeinsamen Werte besinnen, dann können wir unsere Probleme lösen."

Amerika muss sich auf seine traditionellen Stärken und gemeinsamen Werte besinnen - mit dieser Botschaft präsentierte sich John Kerry in seiner 45-minütigen Rede am Donnerstag (29.7.2004) in Boston als ein Mann, der die Nation einen will. Er wollte den Amerikanern auf dem Nominierungskongress der US-Demokraten zeigen, wen sie am 2. November 2004 zum Präsidenten wählen sollen: Einen starken Führer, der dafür sorgt, dass den USA international wieder Respekt entgegengebracht wird. Ein Führer, der das Land verteidigen kann, und dabei auch nicht davor zurückschreckt, Gewalt einzusetzen, wenn es nötig ist.

Keine Unterordnung der USA

"Jeder Angriff wird mit Sicherheit eine schnelle Antwort zur Folge haben", sagte Kerry und betonte, dass sich die USA in Fragen der nationalen Sicherheit niemals dem Veto einer anderen Nation oder Institution unterordnen würde.

Die Streitkräfte will Kerry um 40.000 Soldaten vergrößern - die werden aber nicht im Irak stationiert. Dort sollen die Alliierten mehr Pflichten übernehmen: "Wir brauchen einen Präsidenten, der die Fähigkeit hat, unsere Verbündeten an unsere Seite zu bringen und die Lasten mit uns zu teilen, um die Kosten für die amerikanischen Steuerzahler und das Risiko für die amerikanischen Soldaten zu verringern." Das, so Kerry, sei der richtige Weg, um die Aufgabe zu erledigen. Erst danach könnten die amerikanischen Truppen nach Hause geholt werden.

Innenpolitische Attacke

Als Präsident würde er von seinen Soldaten niemals verlangen, dass sie in einen Krieg ziehen, wenn es keinen Plan für den Frieden gibt. Innenpolitisch attackierte er die Regierung von US-Präsident George W. Bush ebenfalls: "Ich werde einen Vizepräsidenten haben, der sich nicht heimlich mit Umweltverschmutzern trifft, um Umweltgesetze
umzuschreiben. Ich werde einen Verteidigungsminister haben, der sich die Ratschläge der militärischen Führung anhört. Und ich werde einen Justizminister haben, der sich an die Verfassung der Vereinigten
Staaten hält."

Kerry griff Bush allerdings nie direkt an, im Gegenteil: Er bezog auch seinen Gegner in seine Vision von einem vereinten Amerika mit ein. Die Spaltung der Nation in Demokraten und Republikaner, von der hier viel die Rede ist, will Kerry überwinden - und seine Regierungsmannschaft nach Fähigkeit und nicht nach Parteibuch auswählen. Kerry appellierte auch an die alten amerikanischen Werte: Die Bereitschaft, für andere und für das Vaterland Verantwortung zu übernehmen.

Wahlen gewinnen mit Wohlstand

Ein großer Teil seiner Rede galt der Innenpolitik. Der Mittelklasse soll es unter einem Präsidenten Kerry wieder besser gehen. Wer arbeitet, soll so viel verdienen, dass er seine Familie ernähren kann. Erreichen will er das mit Steuererleichterungen für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, und verschiedenen Sozialprogrammen. Die Delegierten im Saal waren begeistert: Es ist eine Rede, die vereint, sagen diese Parteimitglieder, eine Rede für die Amerikaner und für die Menschen in der ganzen Welt. Die beste Rede, die Kerry je gehalten hat, an die ganze Nation und nicht nur für die Demokraten. Seine Ansprache war Höhepunkt und Abschluss des viertägigen Parteitags der Demokraten. Damit hat er auch die Nominierung der über 4000 Delegierten zum Präsidentschaftskandidaten angenommen.


Ob der Senator aus Massachusetts auch die Wähler im Land begeistert hat, wird sich in den nächsten Monaten bis November zeigen. Die heiße Phase des Rennens um die Präsidentschaft hat begonnen. In einem Monat wird sich Amtsinhaber Bush auf dem Parteitag der Republikaner in New York präsentieren.