Kino zum Lesen: Der Tag der Heuschrecke
30. April 2014Als "Müllhalde der Träume" beschreibt der Schriftsteller Nathanael West Hollywood in seinem Roman, der erstmals 1939 erschien. Im Buch nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Reise in die Frühphase des Tonfilms. Im Mittelpunkt: Tod Hackett, ein junger Künstler, der sich seine Dollars mit der Ausschmückung von Filmkulissen verdient. Um ihn herum gruppiert West ein halbes Dutzend mehr oder weniger gescheiterte Charaktere, die alle ein wenig vom vermeintlichen Glamour der Glitzermetropole Hollywood abbekommen wollen. All diese männlichen Figuren kreisen wiederum um die 17-jährige Faye Greener, ein Möchtegern-Vamp, eingebildet und snobistisch. Ein Sternchen unter vielen.
Hollywoods Glanz & Gloria
"Der Tag der Heuschrecke" erlaubt einen Blick hinter die Kulissen der Traummetropole. Da ist mehr Schein als Sein, mehr Versprechen als Erlösung. Faye ist ein Produkt dieser Scheinwelt: "Sie vermischte halb verdaute Ratschläge aus Branchenblättern mit solchen aus Fanzeitschriften und verglich sie mit den Legenden, die sich um die Umtriebe von Filmstars und Filmemachern ranken." Auch wenn die Handlung des Romans in der Goldenen Ära Hollywoods angesiedelt ist, so erscheint gerade diese Mischung aus Realität und ewigem Streben nach Berühmtheit aktueller denn je.
Zahlreiche aktuelle Bezüge
Gerade heute, im Zeitalter der allgegenwärtigen Information, in dem die gute alte Regenbogenpresse längst ins Internet abgewandert ist und pausenlos Halbwahrheiten aus der Welt des Showbiz ausspuckt, ist es gut daran zu erinnern, das die Mechanismen so neu nicht sind. Auch damals schon bestand die Welt des Films und des Kinos zu einem guten Teil aus Glamour und Glitter, aus Stars und Sternchen.
Nathanael West: Der Tag der Heuschrecke, Roman, aus dem amerikanischen Englisch neu übersetzt von Klaus Modick, mit einem Nachwort von Bernd Eilert, Manesse Verlag Zürich, 262 Seiten, ISBN 978-3-7175-2272-0.