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Klimaschutz: Gut für die Wirtschaft?

24. Mai 2017

Laut Studien erhöht ein aktiver Klimaschutz die Chancen auf Wachstum und neue Jobs weltweit. Auch aus diesem Grund wollen Regierungen und Unternehmen die Umsetzung des Paris-Abkommens und eine klare Politik.

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Solarmodule
Bild: picture alliance/AP Images

Klimaschutz erhöht die Chancen auf wirtschaftliches Wachstum und schützt die Wirtschaft in der Zukunft: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit dem Titel "Investieren in Klimaschutz, investieren in Wachstum".

Im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft wurde die Studie erstellt und im Vorfeld des G7- Gipfels auf dem Petersberger Klimadialog in Berlin vorgestellt. Sie zeigt auf, dass sich eine gute Klimaschutzpolitik positiv auf die volkswirtschaftliche Leistung aller G20-Staaten auswirkt. "Eine ehrgeizige Klimaschutzpolitik, die durch geeignete Wachstumsmaßnahmen ergänzt wird, führt für die G20-Staaten im Schnitt zu einer höheren gesamtwirtschaftlichen Leistung von fast fünf Prozent im Jahr 2050. Wenn sie schnell und gut gemacht ist, bringt Klimapolitik also auch wirtschaftliche Gewinne - und zwar für alle", sagt, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bei der Vorstellung.

8. Petersberger Klimadialog - Umweltministerin Barbara Hendricks & Xie Zhenua, China
Umweltministerin Hendricks und Umweltminister Xie betonen in Berlin die wirtschaftlichen Vorteile durch KlimaschutzBild: picture.alliance/dpa/K. Nietfeld

Laut der Studie könnten Wachstumseinbußen in den Volkswirtschaften nur vermieden werden, wenn unverzüglich mit der Minderung der Treibhausgase begonnen wird. Die kommenden 10 bis 15 Jahre seien dafür entscheidend, da in dieser Zeit die Weichen für den Neubau und Umbau von Infrastrukturen gestellt werden.

Nach Berechnung der OECD-Autoren müssen weltweit jedes Jahr ohnehin 6,3 Billionen US-Dollar für die Infrastruktur ausgegeben werden, zum Beispiel für den Bau von Verkehrswegen, Städten und Fabriken. Bei einer Ausrichtung dieser Investitionen auf die Klimaziele von Paris seien zwar pro Jahr Zusatzinvestitionen von 0,6 Billionen Dollar weltweit notwendig, diese würden jedoch allein durch daraus resultierende Treibstoffeinsparungen von etwa 1,7 Billionen Dollar pro Jahr kompensiert werden.

"Die Integration von Klimaschutz in Wachstumspolitik ist alles andere als eine Wachstumsbremse, sondern kann einen positiven wirtschaftlichen Effekt haben. Es gibt keine ökonomisch begründete Ausrede, das Klima nicht zu schützen", sagt José Angel Gurría, Generalsekretär der OECD bei der Vorstellung der Studie und mahnt. "Es ist Eile geboten und der teuerste Pfad ist die Untätigkeit."

Mit Blick auf die Studie und die jetzt in Ablehnung des Pariser Abkommens kippende Haltung der US-Regierung betont Chinas Klimabeauftragter Xie Zhenhua: "Die emissionsarme und klimafreundliche Entwicklung ist unumkehrbar geworden - kein Land, keine Person kann diesen Trend mehr stoppen." China habe in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit klimafreundlichen Technologien gemacht. "Wir können die Wirtschaft wachsen lassen und gleichzeitig das Klima schützen", betont Xie. "Wir müssen Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen tragen und glauben, dass das Pariser Klimaschutzabkommen eine Win-Win-Kooperation ist."

Infografik Karte Jobmotor Erneuerbare Energien 2016

Klimaschutz bringt neue Jobs

Der Grund für die positiven Aussichten sind die stark gefallenen Preise vor allem bei Solar- und Windenergie. Als Nebeneffekt entstehen zudem aber auch immer mehr Jobs. Laut aktuellem Bericht der internationalen Agentur für Erneuerbaren Energien (IRENA) hatten 2016 weltweit über 9,8 Millionen Menschen in dem Sektor der erneuerbaren Energien einen Job.

Die meisten Arbeitsplätze entstanden in den letzten Jahren in der Solarwirtschaft: Nach Angaben von IRENA hatten weltweit über 3,9 Millionen Menschen hier eine Arbeit, davon die meisten in der Branche der Stromerzeugung mit Photovoltaik (3,1 Millionen).

Im Vergleich zum Vorjahr stieg hier die Zahl der Arbeitsplätze um 12 Prozent, vor allem in China, Indien und den USA. Nach Angaben von IRENA war das Wachstum der Solarbranche in den USA sehr groß. Es wuchs sogar 17 Mal schneller als die US-Gesamtwirtschaft und sorgte für über 241.000 Vollzeitjobs. In der US-Kohleindustrie gab es 2016 nach Angaben von IRENA noch 55.000 Arbeitsplätze, 30 Jahre zuvor waren es noch 174.000.

Laut IRENA ist die Photovoltaik ein besonders starker Jobmotor in der Energiewirtschaft und schafft im Vergleich zu Kohle oder Gas doppelt so viele Arbeitsplätze pro erzeugte Energieeinheit. Auf dem zweiten Platz bei der Anzahl von Arbeitsplätzen steht laut Bericht die Branche der Bioenergie (2,8 Millionen) zur Erzeugung von Biosprit und Biomasse für Wärme, gefolgt von der Wasserkraft (1,7 Millionen) und der Windenergie (1,2 Millionen).

"Die Erneuerbaren sind für die sozioökonomischen Ziele sehr Hilfreich. Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird als zentraler Bestandteil der Energiewende weltweit anerkannt", sagt IRENA-Generaldirektor Adnan Z. Amin bei der Vorstellung der Studie in Abu Dhabi. "Da die erneuerbaren Energien weiter gut vorankommen, erwarten wir, dass die Zahl der Menschen die hier arbeiten bis 2030 auf 24 Millionen steigen kann", so Amin. Das könnte den weltweiten Verlust von Arbeitsplätzen in der fossilen Energiewirtschaft "mehr als kompensieren".

Infografik Globale Entwicklung Erneuerbarer Energien DEU

Unternehmer wollen Klimaabkommen

Zunehmende Unterstützung für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens kommt auch aus der Wirtschaft. Über tausend US-Unternehmen und Investoren unterzeichneten eine Erklärung mit dem Titel "Business Backs Low-Carbon USA". Darin heißt es, die US-Unternehmen wollen die Bewältigung des Klimawandels durch die Umsetzung des "historischen Klimaabkommens". "Wir wollen, dass die US-Wirtschaft energieeffizient ist und durch kohlenstoffarme Energien angetrieben wird. Kostengünstige und innovative Lösungen können uns dabei helfen, diese Ziele zu erreichen", heißt es in dem offenen Brief an Präsident Trump, den US-Kongress und die globalen Entscheidungsträger.

Zugleich warnen die Unterzeichner von einem Abschied der USA aus der ambitionierten Klimapolitik: "Das Versagen, eine kohlenstoffarme Wirtschaft aufzubauen, gefährdet den amerikanischen Wohlstand". Umgekehrt würden mit den "richtigen Maßnahmen jetzt Arbeitsplätze entstehen und die US-Wettbewerbsfähigkeit gestärkt". "Die Umsetzung des Pariser Abkommens wird es Unternehmen und Investoren ermöglichen Milliarden von Dollar in kohlenstoffarme Technologien zu investieren, die die Welt braucht, um saubere Energie und Wohlstand für alle zu bringen." 

Rückenwind für die Umsetzung des Pariser-Abkommens und ehrgeizige Entscheidungen auf den Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs (G7) auf Sizilien und (G20) in Hamburg kommt auch von der deutschen Industrie. "Wir unterstützen die deutsche Präsidentschaft in ihrem ehrgeizigen Zeitplan für einen zügigen Ausstieg der Weltgemeinschaft aus der ineffizienten Subventionierung fossiler Energien", sagt Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Wichtig sei zudem jetzt die "schrittweise Einführung eines CO2-Preises".

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion
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