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Schlaue Köpfe und der Brexit

Nicolas Martin 24. Juni 2016

In Lindau treffen Nobelpreisträger auf junge Forscher. Schwerpunkt ist die Physik. Doch hinter den Kulissen wird es auch hier um den Brexit gehen. Denn die Folgen für Forschung und Bildung könnten immens sein.

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Bildergalerie Tagung der Nobelpreisträger in Lindau
Eindrücke aus einem vergangenen Nobelpreisträgertreffen in LindauBild: Rolf Schultes

"Ich glaube, dass ein Verbleib in der EU für die britische Forschungslandschaft und auch für die Hochschulen des Landes besser gewesen wäre", sagt der leitende Verantwortliche für die Lindauer Nobelpreisträgertagung, Wolfgang Huang.

Eigentlich wollten sich Huang und sein Team voll auf die neuesten Erkenntnisse in der Physik konzentrieren: auf die jüngst nachgewiesenen Gravitationswellen, Quantencomputer und künstliche Intelligenz bis hin zu den Entwicklungen beim Teilchenbeschleuniger am CERN. Dafür sind insgesamt 30 Nobelpreisträger geladen - darunter auch die aktuellen Physiklaureaten Takaaki Kajita aus Japan und der Kanadier Arthur McDonald. Auch der deutsche Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell hat sich angekündigt.

Der Brexit und die britische Wissenschaft

Doch wenn ab Sonntag die Wissenselite in Lindau am Bodensee zusammenkommt, wird es nicht ausbleiben, dass auch der Brexit großes Thema ist. Denn in der europäischen und internationalen Forschungslandschaft spielt Großbritannien eine entscheidenende Rolle.

Die Briten stehen auf der Liste der Nobelpreisträger weit oben. Nicht umsonst hatten sich schon im Vorfeld des Referendums 13 britische Nobelpreisträger in einem offenen Brief gegen den Austritt ihres Landes aus der EU ausgesprochen.

Die Forscher sorgen sich vor allem um den Wegfall von Fördergeldern für staatliche Hochschulen und Projekte. "Wissenschaft ernährt unseren Wohlstand, unser Gesundheitssystem, unsere Fähigkeit zur Innovation und unser Wirtschaftswachstum", heißt es in dem Aufruf der Nobelpreisträger, zu denen auch der Physiker Peter Higgs und der Biochemiker Paul Nurse gehören. Der Austritt aus der EU berge eine große Gefahr, so die Wissenschaftler.

Netzwerken und Austauschen

Bei den Nachwuchswissenschaftlern geht es in erster Linie um den Aufbau von Netzwerken. Die unter 35 Jahre alten Doktoranden und Postdoktoranden mussten vorher ein mehrstufiges Auswahlverfahren durchlaufen, um nach Lindau eingeladen zu werden. Knapp eine Woche können sie nun bei Kaffee, Kuchen und einem Glas Wein in direkten Kontakt mit ihren Vorbildern treten.

"Es gibt viele Beispiele von Teilnehmern, die dann bei Preisträgern in den jeweiligen Forschungsgruppen gelandet sind", so Huang. Insgesamt kommen mehr als 400 junge Nachwuchswissenschaftler aus 80 Ländern nach Lindau - darunter sind neben Deutschland auch Teilnehmer aus den USA, Großbritannien, Japan, Israel, Bangladesch und Kamerun.

Die Veranstaltung in Lindau findet zum 66. Mal statt. Seinen Anfang nahm die Veranstaltung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben der Vernetzung junger Wissenschaftler war eines der Ziele, auch Deutschland wieder in die internationale Forschungslandschaft zurückzuführen.

Während am Anfang nur die Nachbarländer mitmachten, entwickelte sich die Konferenz mit den Jahren zu einer internationalen Tagung. Nach dem Ausstieg der Briten aus der EU könnte gerade da eine der Stärken von Lindau liegen, glaubt Wolfgang Huang vom Organisationskomitee: "Es ist gut, wenn es gesellschaftliche Systeme gibt, die auch jenseits des Politischen weiter funktionieren." Die Nobelpreisträgertagung in Lindau dauert sechs Tage und endet am 01. Juli.