Koizumis einsames Schuldbekenntnis
22. April 2005Junichiro Koizumi weilt derzeit beim Asiatisch-Afrikanischen Gipfel in Jakarta. Dort hat er "tiefe Reue" über die Besatzungspolitik geäußert: "In der Vergangenheit hat Japan durch seine Kolonialherrschaft und Aggression den Menschen in vielen Ländern gewaltigen Schaden und Leid zugefügt", sagte der japanische Ministerpräsident. Gemeint ist vor allem China: Japan hatte das Land von 1931 bis 1945 besetzt. Koizumi betonte, Japan stelle sich der Vergangenheit voller Demut.
Mission: Wogen glätten
Die Entschuldigung wird als Versuch gesehen, den Streit zwischen China und Japan etwas zu dämpfen. China wirft der Regierung Koizumi nämlich vor, sie würde Kriegsverbrechen verharmlosen. Die chinesische Bevölkerung hatte darauf mit Protesten und Ausschreitungen gegen japanische Einrichtunge reagiert. Für diese Demonstrationen verlangt Japan seinerseits eine Entschuldigung, erklärte ein japanischer Außenamtssprecher.
Beruhigung kommt an
In China wird Koizumis besänftigende Geste erwidert. Die Führung in Peking warnte die Bevölkerung mehrfach vor antijapanischen Demonstrationen. Der chinesische Handelsminister sprach sich ausdrücklich gegen einen Boykott japanischer Waren aus. Und er wies darauf hin, dass japanische Unternehmen in China 9,2 Millionen Menschen beschäftigen und 49 Milliarden Yuan (4,5 Milliarden Euro) an Steuern zahlen würden - immerhin 9,1 Prozent aller Steuern ausländischer Unternehmen.
Inhaltlich ging Koizumis Schuldbekenntnis kaum über die von früheren japanischen Regierungen hinaus. Ungewöhnlich ist allerdings, dass Koizumi sich vor derart hochrangigem Publikum äußerte - vor etwa 100 Politiker, darunter 50 Staats- und Regierungschefs, beim Asiatisch-Afrikanischen Gipfeltreffen.
Koizumis Abgeordnete auf Gegenkurs
In Jakarta will der japanische Ministerpräsident nun auch den chinesischen Präsidenten Hu Jintao treffen, um die Beziehungen möglichst wieder einzurenken. Das Treffen wird für Samstag (23.4.2005) erwartet.
Allerdings scheint Koizumis Kurs in seinem Parlament nicht angekommen zu sein: 80 Abgeordnete pilgerten am Freitag zum umstrittenen Yasukuni-Schrein, wo japanische Kriegstote verehrt werden - auch hingerichtete Kriegsverbrecher. Von den 80 Abgeordneten gehören 78 der regierenden Partei der Liberaldemokraten (LDP) von Koizumi an. Besuche des Yasukuni-Schreins lösen in China stets Empörung aus. (reh)