Kolumbien: FARC will in die Regierung
2. September 2017"Wir lassen die Waffen ruhen, um auf friedlichem und legalem Wege Politik zu machen, wir wollen mit Euch allen ein anderes Land aufbauen", sagte Parteichef Rodrigo Londoño alias Timochenko vor tausenden Anhängern in Bogotá.
Er äußerte sich auf dem Bolívar-Platz im Zentrum der kolumbianischen Hauptstadt unweit des Präsidentenpalastes, den die FARC im Jahr 2002 mit Bomben angegriffen hatte. Timochenko bat um Vergebung für die von der FARC begangenen Verbrechen während des mehr als 50-jährigen blutigen Kampfes gegen Regierung und Paramilitärs.
Überdies sprach er sich erneut für eine Übergangsregierung aus. Bei der Präsidentschaftswahl 2018 müsse ein Kandidat unterstützt werden, der die Umsetzung des im November unterzeichneten Friedensabkommens garantiere.
Die ehemalige Guerilla tritt nun als politische Partei unter dem Namen "Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes" (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común) auf. Die Abkürzung "FARC", die an den jahrzehntelangen blutigen Kampf erinnert, bleibt damit bestehen. Eine Mehrheit der Delegierten hatte bei einem Gründungskongress für den neuen Namen gestimmt.
Ex-Guerilleros und Gewerkschafter
Die neue Parteiführung besteht aus 111 Repräsentanten. Sie soll demnächst die Kandidaten für die Kongresswahlen im März 2018 bestimmen. Neben ehemaligen Kommandanten und Ex-Guerilleros sollen auch Gewerkschafter sowie Aktivisten sozialer Bewegungen als Kandidaten aufgestellt werden.
Im Dezember vergangenen Jahres hatten die kolumbianische Regierung und die linken Rebellen der FARC nach jahrzehntelangem Krieg ein Friedensabkommen unterzeichnet. Im Friedensvertrag ist vorgesehen, dass der neuen Partei für die beiden kommenden Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und im Parlament reserviert werden, sofern sie nicht die dafür notwendigen Stimmen erhält.
Indes beendeten die Regierung und die kleinere ELN-Guerilla ihre dritte Verhandlungsrunde in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ohne die erhoffte Vereinbarung einer Waffenruhe. Die Meinungsverschiedenheiten über die Bedingungen einer temporären Waffenruhe konnten nicht ausgeräumt werden, hieß es in der lokalen Presse. Zuvor hatten beide Seiten ihre Bereitschaft erklärt, während des Papstbesuchs in der zweiten Septemberwoche die Feindseligkeiten auszusetzen.
Hundertausende Tote, Millionen Vertriebene
Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 1960er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.
cgn/haz (afp, dpa, epd)