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Kolumbiens langer Weg zum Frieden

Greta Hamann4. Dezember 2014

In Kolumbien bahnt sich eine Einigung zwischen der Regierung und der Rebellengruppe FARC an. Die Friedensgespräche sind ein Thema von Entwicklungsminister Gerd Müller bei seinem Besuch in Kolumbien.

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Graffiti von Rebellen der FARC. (Foto: LUIS ROBAYO/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/Luis Robayo/AFP

Wie integriert man Menschen, die mit einer Waffe in der Hand aufgewachsen sind und weder Schreiben noch Lesen gelernt haben? Und wie reagiert eine Gesellschaft, wenn sie die Menschen, die ihnen Land, Geld und Angehörige genommen haben, eingliedern soll?

Das sind nur zwei der vielen Fragen, denen sich Kolumbien wahrscheinlich schon bald stellen muss. Seit zwei Jahren verhandeln die Regierung und die FARC-Guerilla in Kubas Hauptstadt Havanna über einen Friedensvertrag. Zwischenzeitig wurden die Gespräche wegen andauernder Konflikte unterbrochen. Doch mittlerweile habe eine entscheidende Phase begonnen, sagt Hubert Gehring von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kolumbien.

Jetzt stehen zwei der kritischsten Punkte zur Debatte: Wie sollen ehemalige FARC-Kämpfer integriert und wie die unzähligen Opfer des Konflikts entschädigt werden? "Jetzt ist der Moment. Wenn bei diesen Themen ein Übereinkommen gefunden wird, dann bin ich sehr optimistisch, dass es bald zu einer Lösung kommen wird", sagt Hubert Gehring.

Ex-Rebellen erhalten psychologische Unterstützung und Ausbildung

Hauptverantwortlich für die Demobilisierung ehemaliger Kämpfer ist die Kolumbianische Gesellschaft für Reintegration (ACR), die zu 95 Prozent von der Regierung finanziert wird. Im vergangenen Jahr hat sich diese um rund 29.000 Personen gekümmert. Psychologische Unterstützung, Schulbildung und Unterstützung bei der Berufsausbildung, das sind die drei Hauptfelder der Organisation.

Kolumbien Präsident Juan Manuel Santos und General Ruben Dario Alzate Mora. (Foto: Xinhua/Colombias Presidency)
Kolumbiens Präsident Santos begrüßt den zuvor von der FARC entführten General AlzateBild: imago/Xinhua/Colombian Presidency

Doch was, wenn sich diese bei einem positiven Ausgang der Friedensgespräche auf einen Schlag um die von der Regierung geschätzten noch rund 10.000 aktiven Rebellen kümmern müsste? "Die kolumbianische Regierung ist bereit", sagte der damalige ACR-Direktor Alejandro Eder der "BBC" bereits im Oktober 2013. So verfüge die Organisation über einen Notfall-Reaktions-Plan und könne jederzeit bis zu 40.000 ehemalige Kämpfer in ihr Programm aufnehmen.

Doch damit ist zunächst nur die halbe Arbeit getan. Die größte Herausforderung ist derzeit wohl, die breite Unterstützung der kolumbianischen Gesellschaft zu erhalten. Das Gelingen der Integration hänge von Unternehmern ab, die Arbeitsplätze anbieten und von der Bereitschaft der Kolumbianer, ehemaligen Kämpfern eine zweite Chance zu gewähren, bekräftigt Eder.

Kolumbien ist polarisiert

Doch Kolumbiens Gesellschaft ist gespalten. Das zeigte sich auch bei den letzten Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2014. Juan Manuel Santos gewann diese mit einer knappen Mehrheit von 51 Prozent im zweiten Wahlgang. Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 47,89 Prozent. Das wichtigste Thema im Wahlkampf waren die Friedensgespräche. So entschieden die Kolumbianer damals nicht nur über ihren Präsidenten, sondern auch über den Fortlauf der Verhandlungen mit der FARC. Der damalige Herausforderer Óscar Zuluaga wollte im Gegensatz zu Santos einen härteren Kurs gegen die FARC einlegen.

Kolumbien FARC Rebellen mit Eingeborenen 2012. (Foto: LUIS ROBAYO/AFP/GettyImages)
Die FARC-Rebellen kontrollieren weite Teile des LandesBild: Luis Robayo/AFP/GettyImages

"Wenn sich die kolumbianische Opposition nicht jetzt mit der Regierung an einen Tisch setzt, sehe ich eine gewisse Gefahr, dass der Friedensprozess letztendlich nicht funktionieren wird", sagt Hubert Gehring. Genau jetzt sei der Moment, an dem sich beide Seiten dazu durchringen müssten, den Weg gemeinsam weiter zu gehen, ergänzt er.

Internationale Unterstützung

Da bisher jedoch wenig auf eine Annäherung der politischen Konkurrenten hinweist, sei vor allem die Unterstützung von außerhalb wichtig, betont Gehring. "Dies ist ein Punkt, bei dem vor allem die EU, die USA oder Deutschland besonders helfen könnten."

Angesichts dieser Situation reist auch der deutsche Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (04. bis 07.12.2014) nach Kolumbien. Schon bei Juan Manuel Santos Besuch in Deutschland Anfang November hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel diesem Millionenkredite zur weiteren Unterstützung des Friedensprozesses zugesagt. Deutschland wolle den Friedensprozess aktiv unterstützen, so der Tenor.

Auf der Agenda des Bundesministers Müller steht neben den Friedensgesprächen auch das Thema Klimaschutz. Er fliegt von Kolumbien direkt nach Lima in Peru weiter, um dort an der UN-Klimakonferenz teilzunehmen.