Es ist heiß in Deutschland, richtig heiß. Die Zeitungen sind voll mit Tipps, wie man sich bei Temperaturen nahe 40 Grad verhalten sollte. Ruhe, keine Hektik, ab in den Schatten, viel trinken. Die Glaskuppel des Reichstages in Berlin musste in den vergangenen Tagen schon mehrmals geschlossen werden, den Touristen kann der Wandelgang in sengender Hitze nicht mehr zugemutet werden.
In Baden- Württemberg ruft die Autobahnpolizei fast schon verzweifelt dazu auf, sich doch bitte an das hitzebedingte Tempolimit zu halten, 80 Stundenkilometer. Denn wo die Fahrbahn noch aus altem Beton besteht, kann sie durch die hohen Temperaturen - Zitat: - "von der einen auf die andere Sekunde richtig hochknallen und eine Art Sprungschanze bilden". Und im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam sind uralte Bäume, die Kriege und Verwüstung in Hülle und Fülle erlebt haben, jetzt ernsthaft bedroht: Die Fachleute dort sorgen sich um Bäume, die noch aus der Zeit Friedrichs des Großen stammen. Der lebte zwischen 1712 bis 1786.
Klimawandel nicht nur in Afrika oder an den Polen
Da war aber auch noch nicht vom Klimawandel die Rede. Und diesen verorten viele Menschen in Deutschland auch jetzt noch immer woanders: In Afrika, wo Hunger und Dürre zu Kriegen und Flucht führen, an den Polen, wo das Eis schmilzt. Tatsächlich kommen die Mitteleuropäer vergleichsweise glimpflich weg, was die Folgen des Treibhauseffekts angeht. Aber eben nur vergleichsweise, wie man jetzt sieht. Wobei: Es gilt die alte Regel, dass ein extremes Wetterereignis noch keine Änderung des Klimas beweist. Aber Experten sind sich sicher: Die Hitzewellen werden zunehmen, immer mehr, auch bei uns. Und sie können das auch begründen.
Im März dieses Jahres, als der heiße Sommer sich in vielen Prognosen schon ankündigte, hat das renommierte Klimafolgenforschungsinstitut in Potsdam (PIK) eine Studie in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht, mit dieser Überschrift: "Verringerte Sturmaktivität im Sommer verstärkt Hitzewellen." Grob vereinfacht lautet ihre These: Durch den Klimawandel, den der Mensch herbeigeführt hat, schrumpft der Eisschild in der Arktis. Eisfreies Wasser speichert die Sonnenwärme aber besser als das reflektierende Eis, das Wasser hoch im Norden wird wärmer und erwärmt auch die Luft. Dadurch schwindet der Unterschied zu warmen Luftschichten im Süden der Erdkugel - was die Heftigkeit von Winden und Stürmen zwischen diesen Schichten reduziert. Ist es bei uns einmal heiß, kommt also weniger als früher ein kühler Wind daher. Die Luft steht und brütet.
Endlich Konsequenzen ziehen
Also: Der Klimawandel existiert - nicht nur auf den kleinen Inselstaaten des Pazifik, denen bald der Untergang droht, sondern auch bei uns. Eigentlich wissen das ja auch alle, bis auf ein paar wirtschaftsgesteuerte, unbelehrbare Ideologen in den USA. Was jetzt noch fehlt, ist die Konsequenz: Weg von Öl und Kohle, hin zu den erneuerbaren Energien in der Stromversorgung, endlich. Rasch und schnell. Und hin zu einer anderen Art von Mobilität, die nicht nur auf das Auto setzt, hin zu besserem Waldschutz. Und es gibt ja auch Grund zum Optimismus, nach langen Jahren der Stagnation im Klimaschutz: US-Präsident Obamas neue Initiative, viel Bewegung in China. Die Chancen sind gut, das Ende des Jahres in Paris ein internationaler Klimavertrag das Licht der Welt erblickt, der diesen Namen auch verdient.
Aber: Das Klimasystem ist träge, Hitzewellen wie die gegenwärtige werden wohl in Zukunft in Deutschland noch öfter vorkommen. Besser, sich darauf einzustellen. Also: wenig bewegen, Hektik meiden, viel trinken, ab in den Schatten.
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