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Kommentar: Die Macht der Medien

12. Februar 2017

Bayer Leverkusen hält an Trainer Roger Schmidt fest, obwohl der vom Sender Sky schon zum Abschuss freigegeben war. Vielleicht auch gerade deshalb, kommentiert Tobias Oelmaier.

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Roger Schmidt und Michael Schade
Bild: Getty Images/Bongarts/C. Koepsel

Vorab: Wir werden nicht klären können, ob es sie nun gegeben hat oder nicht, die ominöse Telefonkonferenz des Gesellschafter-Ausschusses von Bayer 04 Leverkusen. Eine Stunde vor der Bundesligapartie am Samstagnachmittag gegen Eintracht Frankfurt hatte der Bezahlsender Sky die News auf den Markt gebracht, Bayer-Trainer Roger Schmidt sei am Vormittag von besagtem Ausschuss geschasst worden. Die Bayer-Verantwortlichen dementierten prompt und ungewöhnlich klar. Bayer-Sportchef Rudi Völler gab sich "enttäuscht von Sky" und forderte eine Entschuldigung durch den Sender. "Vor so einem wichtigen Spiel so eine Meldung rauszuhauen, ist ein starkes Stück."

Üblicherweise saugen sich die gut informierten Sky-Kollegen solche Neuigkeiten nicht aus den Fingern. Irgendein Beteiligter wird da schon geplappert haben. Vielleicht war es keine offiziell anberaumte Konferenz des Gesellschafter-Ausschusses, vielleicht war es ein informelles Telefonat. Vielleicht hat man die Trainerfrage nur gestreift. Und Schmidts Demission an Bedingungen geknüpft. 

Oelmaier Tobias Kommentarbild App
DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Fakt ist: Normalerweise setzten solche Meldungen, ob sie nun stimmen oder nicht, die "Mechanismen der Branche" in Gang. Wird ein Trainer erst einmal von den Massenmedien zum Abschuss freigegeben, fehlt eigentlich nur noch die Tinte unter dem Auflösungsvertrag. Mancher Verein scheint gar nicht undankbar für so eine TV-Vorlage und verwandelt Stunden bis Tage dann ganz locker.

Welchen Einfluss die Medien auf Entscheidungen haben, wird in Zeiten von Trump, Fake-News und Lügenpresse eingehend diskutiert. Grundsätze, wonach News erst auf den Markt gebracht werden, wenn sie von zwei Quellen gemeldet werden oder man selbst aus Erster Hand bekommen hat, haben im Social-Media-Zeitalter längst ausgedient. Es zählt nur noch, Erster zu sein. Da nimmt man dann schonmal in Kauf, eine "Ente" produziert zu haben. Ohne Rücksicht auf die Geschädigten.

Vor diesem Hintergrund tut die Leverkusener Reaktion richtig gut und wirkt schon fast wie ein Paradigmenwechsel im Fußball-Geschäft. Tenor: "Wir lassen uns von euch unsere Personalentscheidungen nicht diktieren." Wobei: Wahrscheinlich haben sich auch die Macher dort von der Sky-Meldung beeinflussen lassen. Nur eben in anderer Richtung, indem sie eine Trotzreaktion zeigten. Gut möglich, dass der umstrittene Roger Schmidt trotz des Sieges gegen die Eintracht heute schon gefeuert wäre, hätte es die Sky-Ente nicht gegeben.

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