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Kommentar: Ende der Vasallentreue

Peter Philipp21. Februar 2007

Großbritannien, engster Verbündeter der USA, plant einen Teilabzug seiner Truppen aus dem Irak. Tony Blair will damit korrigieren, was längst als Fehler feststeht, meint Peter Philipp in seinem Kommentar.

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Wenn man schon die Dinge im Irak selbst nicht beeinflussen kann, dann nutzt man sie doch wenigstens zu innenpolitischen Zwecken. Anders kann die Nachricht nicht interpretiert werden, dass der britische Premier Tony Blair beabsichtige, bis zum Jahresende knapp ein Drittel der 7000 Tommies abzuziehen, die dort im Rahmen der Koalition mit den USA Dienst tun. Nicht von ungefähr zu einer Zeit, in der in Großbritannien regionale Wahlen anstehen und Blair auch seinen bereits angekündigten Rücktritt vornehmen will.

Der britische Premier versucht einen schwierigen Spagat: War er bisher der verlässlichste Verbündete der USA im Irak, so springt er just in dem Moment ab, in dem George W. Bush seine Truppen dort verstärkt und Blair riskiert damit natürlich, sich dem Vorwurf der Untreue auszusetzen. Selbst wenn es sicher ein Unterschied ist, ob die Amerikaner in Bagdad eine – bisher wenig erfolgreiche – Großoffensive gegen Terroristen Widerständler und andere Gewalttäter durchführen oder ob die Briten im südirakischen Basra weiterhin in relativer Ruhe gelassen werden.

Im Irak nichts Neues

Solch einem Vorwurf der Untreue kann Blair nur begegnen, indem er den Abzug als "Mission erfüllt" abstempelt. Damit hofft er, amerikanischen Vorwürfen vorbeugen und innenpolitisch punkten zu können. Meint er jedenfalls. Aber natürlich wird Washington besser wissen, was im Irak erreicht wurde und auch die britische Öffentlichkeit wird das britische Engagement im Zweistromland nun nicht plötzlich als Erfolgsstory betrachten. Bestenfalls wird man Blair zu Gute halten, dass er vor seinem politischen Abgang wenigstens teilweise korrigiert, was die Briten schon längst als Fehler und falsch verstandene Vasallentreue zu Washington betrachtet und auch kritisiert haben.

Für die Lage im Irak dürfte sich derweil durch den angekündigten britischen Teilabzug nichts oder nur kaum etwas ändern. Es sei denn, die Schiiten im Süden kämen auf die Idee, massiv gegen die Besatzer vorzugehen. Dann hätten sie mit einem verringerten britischen Kontingent leichteres Spiel und dann müssten die USA sich wohl oder übel auch noch um den Süden kümmern. Obwohl sie doch mit der irakischen Hauptstadt und der Gegend um Bagdad genug zu tun haben. Die USA kämen damit in starke Bedrängnis und Blairs Platz in der Ehrenhalle von Bushs Verbündeten dürfte damit endgültig in Frage stehen.

Gefahr durch den Iran?

So weit wird es aber nicht notgedrungen kommen. Denn die irakischen Schiiten – die im Süden die absolute Mehrheit darstellen – haben eigentlich auch weiterhin kein Interesse sich offen mit den Besatzern anzulegen, um mit Gewalt zu erkämpfen, was ihnen auf dem Weg über den demokratischen Prozess ohne Gewalt ohnehin zufällt: die Macht im Irak. Die einzige denkbare Gefahr: Sollte Washington die Konfrontation mit dem Iran auf die Spitze treiben, dann könnte Teheran auf die Idee kommen, Verbündete im Irak zu aktivieren, um den Amerikanern das Leben dort zu erschweren. Und: Was wäre dann leichter als das gerade im Südirak zu tun, wo die Besatzer ohnehin nur schwach vertreten sind – erst recht nach einem Teilabzug der Briten?