26. Februar 2016. Nun gibt es also ein festes Datum, ab dem Joseph Blatter, der scheidende FIFA-Präsident, nicht mehr erster Mann im Fußball-Weltverband sein wird. Endlich, das wurde auch Zeit!
Ärgerlich ist allerdings, dass Blatter nicht, wie von der UEFA sowie den nord- und südamerikanischen Verbänden gewünscht, bereits am 21. Dezember Schluss macht. Auch der bereits so gut wie feststehende Kompromisstermin am 15. Januar wird nicht der letzte Tag im Amt des Joseph Blatter sein.
Soweit immerhin reicht die Macht des amtierenden Präsidenten noch, dass die Blatter zugetanen Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees jetzt derart und damit in seinem Sinne entschieden haben. Ein Teilerfolg für den Schweizer und eine herbe Schlappe für seine verbandsinternen Kritiker wie UEFA-Präsident Michel Platini und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: Sie wären Blatter gerne so schnell wie möglich losgeworden.
Reformen ja - aber bitte nicht durch Blatter
Statt im Dezember von der Bühne abzutreten, will Blatter die ihm verbleibende (und nun wieder etwas länger gewordene) Zeit unbedingt noch dazu nutzen, weitere Reformen anzuschieben. "40 Jahre in der FIFA und einfach abtreten? Nein!", sagt er. "40 Jahre in der FIFA und abtreten in dem Moment, wo man etwas Gutes realisiert hat", das sei sein Wunsch. Dazu beruft er auch gleich eine neue Task-Force ein - ein beliebter Reflex bei ihm und den anderen FIFA-Oberen, wenn man der kritischen Außenwelt zeigen möchte, dass man die offen zu Tage tretenden Probleme auch tatsächlich angeht.
Immerhin soll die neue Task-Force unabhängig sein und nicht unter dem Einfluss Blatters stehen. Bislang war es nämlich stets so, dass eingesetzte Ethik- oder Expertenkommissionen entweder zu dem abenteuerlichen Schluss kamen, dass alles sauber gelaufen sei. Oder aber die kritischen Erkenntnisse und daran anschließenden Reformvorschläge der Experten wurden von der FIFA schlicht ignoriert und vom Tisch gewischt - obwohl die FIFA die Untersuchung selbst in Auftrag gegeben hatte, dann aber offenbar mit dem Ergebnis nicht zufrieden war.
Man möchte der FIFA zwar gönnen, dass es bald zu umfassenden Reformen kommt. Sie könnten aus dem Fußball-Weltverband, der zuletzt von einem Korruptionsskandal in den nächsten taumelte, wieder einen respektablen Verband machen. Dass allerdings Joseph Blatter am Ende den Erfolg für sich verbuchen darf, diese Reformen erfolgreich angestoßen zu haben - das möchte man nicht.
Selbstgerecht und realitätsfern
Abgesehen davon stellt sich die Frage: Wie glaubwürdig ist es, wenn der Mann, der 40 Jahre lang innerhalb der FIFA eine Atmosphäre mitkultivierte, in der Korruption, Geldwäsche und Bestechung offenbar zum Alltag gehören - wenn dieser Mann nun auch derjenige sein soll, der die FIFA zurück auf den rechten Weg bringt?
Joseph Blatter stellt sich diese Frage überraschenderweise nicht. Vielmehr nutzte er das rund halbstündige Pressegespräch mal wieder dazu, voller Selbstgerechtigkeit und mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen zu erklären, dass er persönlich keinen Fehler gemacht habe und nichts dafür könne, wenn einzelne Personen sich falsch verhielten. Wie weit es mit seiner Bereitschaft tatsächlich her ist, an der Neuausrichtung der FIFA und der Aufarbeitung der Korruptionsfälle mitzuwirken, das wurde dann aber auch schnell klar. Dafür stehe er nicht zur Verfügung, sagte er knapp.
Vielmehr sehe er seine Zukunft nach der Zeit als FIFA-Präsident nicht auf der Zeugenbank der Staatsanwaltschaft, sondern beim Radio - auch das durften die erstaunten Zuhörer bei Blatters Pressekonferenz erfahren. Vielleicht gäbe es ja einen Sender, der ihn als Moderator nehmen würde. Dass Blatter, der nie ein großer Redner war, tatsächlich beim Radio landet, darf allerdings ebenso ausgeschlossen werden, wie die Möglichkeit, dass die WM-Turniere 2018 und 2022 noch einmal neu vergeben werden. Besser aufgehoben wäre Blatter ohnehin im Theater - die Schmierenkomödie beherrscht er ganz gut.