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Kommentar: Leider untragbar

Andreas Sten-Ziemons12. April 2015

Nach seiner Prügelattacke gegen eigene Ordner hat sich Bayer Leverkusen von Innenverteidiger Emir Spahic getrennt. Ein notwendiger und richtiger Schritt, findet Andreas Sten-Ziemons - aber auch ein trauriger.

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Bundesliga - 21. Spieltag Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg am 14.02.2015
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Wer Emir Spahic auf dem Platz erlebt hat, der konnte in ihm nichts anderes erkennen, als einen vorbildlichen Profi. Stets bereit, sein Bestes zu geben, immer motiviert und oft im Gespräch mit den Nebenleuten hielt er die Abwehr des Bundesliga-Vierten Bayer Leverkusen zusammen. Spahic war dabei nie der Schnellste, überzeugte aber durch herausragendes Stellungsspiel, eine harte, nicht immer faire Zweikampfführung und ein sehr gutes Auge. Zehnmal stand bei den Leverkusenern in dieser Saison hinten die Null, wenn Spahic dabei war. Nicht umsonst wurde der Vertrag des bereits 34-Jährigen bei der Werkself im vergangenen November noch einmal bis 2016 verlängert.

"Ich bin hier in Leverkusen Teil einer tollen, ambitionierten und entwicklungsfähigen Mannschaft und glaube, dass wir gemeinsam noch einiges erreichen können. Ich fühle mich sehr wohl in Leverkusen und möchte dem jungen Team mit meiner Erfahrung helfen", sagte der Innenverteidiger damals laut vereinseigener Pressemitteilung. Der Bosnier war eine der sportlichen und charakterlichen Stützen im Mannschaftsgefüge von Bayer-Coach Roger Schmidt. Akzeptiert, geachtet und beliebt bei Mitspielern und Trainern.

Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Andreas Sten-Ziemons

Nun aber hat sich Spahic durch seine Prügelattacke gegen die Ordner der BayArena selbst so dermaßen ins Abseits gestellt, dass er keine zweite Chance verdient hat - zumindest nicht bei Bayer Leverkusen.

"Ehre" ein unzureichender Grund für ausgeschlagene Zähne

Wer auf Kollegen in der Art und Weise einschlägt, wie es Spahic nach dem Pokal-Aus gegen den FC Bayern getan hat, der darf nicht bleiben. Der Rest der Bayer-Mannschaft hatte sich bereits von Spahic distanziert und den Sieg gegen Mainz am Samstag den Verletzten gewidmet, die ebenfalls "Teil der Bayer-Familie" seien. Mehrere im Netz kursierende Videos zeigen, wie Spahic immer wieder attackiert und die Ordner mit Faustschlägen und Kopfstößen verletzt. So gerne ich selbst ihn aus sportlicher Sicht wieder im schwarz-roten Trikot spielen gesehen hätte - alles andere als ein Rauswurf war nicht vertretbar.

Fußball Bundesliga 2. Spieltag Bayer Leverkusen vs. Hertha BSC
Beliebt und geachtet im Team: Emir Spahic (r.)Bild: picture-alliance/dpa/J. Güttler

Natürlich tut es Spahic jetzt im Nachhinein sehr leid. Natürlich hat er sich bei allen Beteiligten zu entschuldigen versucht. Aber nachvollziehbar erklären kann er sein Ausrasten nicht. Er habe seine Familie verteidigen wollen, sagte Spahic im Anschluss an seinen Ausfall. Eine Gruppe von Freunden und Verwandten, darunter wohl auch ein Bruder, der Spahic begleitete, war nach Abpfiff des Pokalspiels gegen Bayern München nicht in den Innenraum der BayArena gelassen worden, weil die Zugangsberechtigung fehlte. Daraufhin kam es zu Handgreiflichkeiten und zu Spahics Prügelattacke.

Vielleicht mag es an meiner kühlgemäßigten, mitteleuropäisch-deutschen Herkunft liegen, dass ich mit einem Begriff wie "Ehre" als hinreichenden Grund dafür, einem anderen mehrere Zähne auszuschlagen, nichts anfangen kann. Spahic hätte vielleicht besser mal an die eigene Ehre denken sollen, bevor er zuschlug. Die ist nach diesem Zwischenfall nämlich berechtigterweise ganz schön im Eimer - genau wie seine Karriere in der Fußball-Bundesliga.