Mangelhaftes Sicherheitsmanagement
19. Juni 2014Wahrlich, die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien waren alles andere als perfekt. Unfertige und überteuerte Stadien verärgerten die fußballbegeisterten Brasilianer, der versprochene Ausbau der Verkehrsinfrastruktur fand nicht statt. Massenproteste legten vor einem Jahr das Land lahm.
Die FIFA maßregelte Brasilien mehrfach für die Verzögerungen. Generalsekretär Jerôme Valcke verstieg sich sogar zu der Aussage, Brasilien bräuchte einen Tritt in den Hintern. Diesen Ratschlag könnte die FIFA nun selbst beherzigen.
Denn seit der Stürmung des Medienzentrums im Maracana-Stadion in Rio durch chilenische Fußballfans (18.06.2014) sind die Lücken im Sicherheitskonzept der FIFA allzu offensichtlich. Es war bereits der zweite Vorfall dieser Art. Drei Tage zuvor hatten 30 argentinische Fans ebenfalls im Maracana einen Sicherheitszaun zerlegt, um sich Zugang zu der Partie ihrer Mannschaft gegen Bosnien zu verschaffen.
Wo bleibt der Einsatz des Weltfußballverbandes für die Sicherheit der Fans? Haben die Fußballanhänger nicht teuer genug für ihre Eintrittskarten bezahlt? Und wo bleibt die Entschuldigung für die schlampige Arbeit, die dem Gastgeberland Brasilien unnötige Probleme beschert? Die Zeit ist reif für ein mea culpa der FIFA. Denn sie erfüllt ihre eigenen Anforderungen nicht mehr.
Laut eigener Definition ist die am 1. Juni 2012 gegründete FIFA-Division Sicherheit für alle Sicherheitsbelange bei den FIFA-Wettbewerben rund um die Welt verantwortlich. Dazu gehört auch die Verpflichtung, "qualifiziertes und geschultes Personal für die Funktionen, die für die Sicherheitsverwaltung und den Sicherheitsbetrieb beim Wettbewerb erforderlich sind, zu beschäftigen."
An diese Verpflichtung hat sich die FIFA offensichtlich nicht gehalten. Es wäre schön, wenn nicht nur Brasilien die Herren des Weltfußballs an ihre Obliegenheiten erinnerte. Die 209 Mitgliedsverbände versündigen sich am weltweiten Fußball und seinen Fans, wenn sie weiter schweigen. Hochmut kommt vor dem Fall. Und die FIFA scheint ihren eigenen Abstieg zurzeit mit besonderer Hingabe zu zelebrieren.