Was muss in einem Menschen vorgehen, der gerade mit dem Tode bedroht wurde? Vor zehntausenden Zeugen. Und niemand unternimmt etwas dagegen. So erging es an diesem Samstag Hoffenheims Vereinsboss Dietmar Hopp im Heimspiel seiner TSG gegen Borussia Dortmund (1:1). Nicht nur, dass er sich wieder mal von den Gästefans verunglimpfen und beleidigen lassen musste, dass einige mutmaßlich in den Sanitäranlagen des Stadions randalierten.
Was Hopp diesmal besonders auf die Palme gebracht haben dürfte, war ein Banner über den Köpfen der Besucher im Gästeblock, so groß wie der Strafraum eines Fußballfeldes. Dort abgebildet: sein Konterfei in einem roten Fadenkreuz. Das Ganze wohl als Reaktion darauf, dass der Hoffenheim-Mäzen auf die Anfeindungen am letzten Spieltag der Vorsaison mit juristischen Schritten, nämlich mit Strafanzeigen, reagiert hatte. Außerdem verhing die TSG gegen diese über 30 BVB-Anhänger Hausverbot, was auf Kritik beim Fanbündnis "Südtribüne Dortmund" stieß.
Nun hat Hopp bei vielen Fußballfans seit jeher keinen leichten Stand. Sie werfen ihm vor, den "Retortenverein" Hoffenheim mit seinen SAP-Millionen in die Bundesliga gebracht zu haben und damit indirekt schuld zu sein am Niedergang vieler Traditionsvereine. Ganz nebenbei: Dieser fußballromantische Ansatz ist genauso naiv wie anachronistisch in Zeiten börsennotierter Aktiengesellschaften, von Scheichs oder Medienmogulen regierten Sport-Unternehmen und Trikotsponsoren, die wahlweise in der russischen Gasförderung, der Billig-Kleidungsindustrie oder der Massentierhaltung engagiert sind. Und vor allem rechtfertigt diese Haltung keine Aufforderung zum Mord!
Schluss mit dem Kuschelkurs!
Denn nichts anderes tun die Dortmund-Ultras mit ihrem Banner. Oder was sonst soll so ein Plakat? "Das ist nicht zu akzeptieren!", wird Dortmunds Klubchef Hans-Joachim Watzke auf der BVB-Homepage zitiert. Er wählte diesen Weg für eine erste Entschuldigung, ein persönliches Gespräch mit Hopp soll folgen. "Wir haben in dieser Woche, in der sich das Ganze leider immer mehr hochschaukelte, versucht zu deeskalieren und haben mit allen Parteien gesprochen", sagte Watzke: "Leider waren wir dabei nicht erfolgreich."
Hopp, ein älterer Herr mit 78 Jahren, wird sich seinen Teil dabei gedacht haben. Er muss um sein Leben fürchten, um das seiner Familie. Was, wenn tatsächlich mal ein fehlgeleiteter Idiot durchdreht und meint, dem "guten alten Fußball" oder "seinem" Verein einen Dienst erweisen zu müssen und Hopp angreift? Spätestens jetzt sollten die Zeiten der Deeskalation vorbei sein. Mit diesem Mob lässt sich offenbar nicht reden, nicht verhandeln. Wo keine Vernunft, wo keine Empathie vorhanden ist, kann man auch nicht an sie appellieren.
Fußballstadien sind kein rechtsfreier Raum! Es ist höchste Zeit, dass die Staatsanwaltschaft aktiv wird. Eine Rechtsgrundlage gibt es auf jeden Fall: "Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften zu einer rechtswidrigen Tat auffordert, wird wie ein Anstifter bestraft", heißt es im deutschen Strafgesetzbuch und weiter: "Bleibt die Aufforderung ohne Erfolg, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe." Es kann doch nicht so schwer sein, die Täter zu ermitteln und vor Gericht zu zerren! Und dann auch mal hart durchzugreifen. Ab ins Gefängnis!