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Schwarzer Tag für den Anti-Doping-Kampf

20. September 2018

Die Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur in die WADA ist ein Schlag ins Gesicht der sauberen Sportler, meint Stefan Nestler. Für ihn hat die WADA ihre Glaubwürdigkeit verloren.

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WADA
Bild: picture-alliance/AP Photo/David J. Phillip

Was für ein verheerendes Signal! Die Welt-Anti-Doping-Agentur holt die RUSADA zurück in die Familie. Obwohl die russische Anti-Doping-Agentur zentrale Bedingungen nicht erfüllt hat, die von der WADA nach der Suspendierung im November 2015 selbst aufgestellt worden waren: den uneingeschränkten Zugang zum Moskauer Dopinglabor und die Anerkennung der so genannten "McLaren-Berichte" durch Russland. Darin hatte der WADA-Sonderermittler Richard McLaren systematisches Doping in Russland dokumentiert und nachgewiesen, dass nicht nur die RUSADA, sondern auch die Regierung in Moskau in den Sportbetrug von rund 1000 russischen Sportlern verwickelt waren.

Konsequenz ist nötig, nicht Flexibilität

"Führung fordert Flexibiliät" - mit diesen Worten begründete die Zulassungskommission der WADA ihre Empfehlung, die RUSADA wieder aufzunehmen, der die Exekutive der Welt-Anti-Doping-Agentur bei ihrer Sitzung auf den Seychellen jetzt folgte. Wie, bitte schön, kann eine Organisation flexibel führen, deren einzige Aufgabe es ist, den Sport sauber zu machen und von schwarzen Schafen zu befreien?

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Diese extrem komplexe und schwierige Aufgabe erfordert absolute Konsequenz, nicht Flexibilität. Auch nicht in dem Sinne, dass man um des lieben Friedens willen die Hand zur Versöhnung ausstreckt.

Wo ist die Unabhängigkeit der WADA?

Dass Thomas Bach und sein Internationales Olympisches Komitee Russland lieber gestern als heute wieder dabei haben wollen, ist ein offenes Geheimnis. Schließlich hatte das IOC bereits drei Tage nach dem Ende der Winterspiele 2018 in Pyeongchang die Suspendierung Russlands wieder aufgehoben. Experten mutmaßen, das IOC stecke auch hinter der jetzt vollzogenen Kehrtwende der WADA. Deren Chef, Sir Craig Reedie, sitzt schließlich seit neun Jahren in der IOC-Exekutive und gehört damit zum engsten Kreis von IOC-Chef Bach - so viel zum Thema Unabhängigkeit der WADA.

Biegsames Rückgrat

Für alle Athleten, die ihren Sport sauber betreiben und völlig berechtigt Chancengleichheit einfordern, ist das Einknicken der WADA - und nichts anderes ist es - ein Schlag ins Gesicht. Auch für jene nationalen Anti-Doping-Agenturen, die einen guten Job machen. Als reichte es nicht, dass sie mit chronisch knappen Finanzen und halbherzigen Versprechungen der Politik leben müssen, dürfte ihnen spätestens jetzt auch noch klar geworden sein, dass die für die weltweit geltenden Anti-Doping-Richtlinien zuständige WADA, wenn überhaupt, dann ein extrem biegsames - oder sollte man sagen "flexibles" - Rückgrat hat. Die WADA hat ihre Glaubwürdigkeit verloren. Ein schwarzer Tag für den Kampf gegen Doping.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter