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Sex muss man nicht kaufen!

Scholz Kay-Alexander Kommentarbild App
Kay-Alexander Scholz
12. August 2015

Die Forderung von Amnesty, Prostitution zu entkriminalisieren, ist für die westliche Welt kein Vorbild. Denn das moderne Leben hat das Geschäft mit dem Sex eigentlich überflüssig gemacht, meint Kay-Alexander Scholz.

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Symbolfoto Bordell Deutschland (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/Boris Roessler

Der Mensch sollte keine Ware sein. Vor allem dann nicht, wenn es um den intimsten Bereich des Zwischenmenschlichen geht. Das passiert aber, wenn für Sex bezahlt wird. Man mag dieser Argumentation entgegen halten, das Prostitution das wohl älteste Gewerbe der Menschheitsgeschichte ist. Es war also schon immer so. Aber muss das auch für die Zukunft gelten?

Nein, denn die moderne westliche Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Sex ist kein Tabu mehr. Viele gehen inzwischen souverän und nicht mehr verklemmt damit um. Das Internet hilft weiter. Wer Sex haben will, und das gehört zu einem guten Leben nun einmal dazu, kann auf Webseiten schnell einen Partner finden, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen.

Partnerbörse Internet

Es gibt viele entsprechende Angebote, die rege genutzt werden. Einfach eine entsprechende App installieren und schon findet sich auf der Geschäftsreise ein passendes Betthäschen oder ein passender Betthase. Auf Seitensprungportalen und Verabredungen zu intimen Partys finden ganz normale Bürger zueinander, die sich so sexuell ausleben und vielleicht das tun, worauf der Partner nicht so steht. Oder sie finden auf diesem Wege überhaupt zueinander.

Die Zeiten sind vorbei, dass jemand eine Partnerschaft eingeht, ohne zu wissen, wie es im Bett so läuft. Und man leider erst nach der Hochzeit merkt, dass es nicht so richtig funkt. In vergangenen Jahrhunderten war das wohl häufig der Grund für Frustrationen - und der Grund für einen Besuch im Bordell. Lebt man dann in einer Partnerschaft, ist auch Weiterbildung im Sexuellen nichts Anstößiges mehr. Wichtige Impulse dafür kamen aus der Medien-Öffentlichkeit. Hier ist in den vergangenen Jahren das Reden über sexuelle Wünsche von Männern und Frauen enttabuisiert worden. Großen Anteil daran hatte die US-Serie "Sex and the City", bei der erfolgreiche Frauen ganz selbstverständlich über ihren Sex redeten, ohne dass es schmuddelig klang.

Kommentarfoto: Kay-Alexander Scholz Hauptstadtstudio (Foto: DW)
Kay-Alexander Scholz, Hauptstadt-KorrespondentBild: DW/S. Eichberg

Pornografie und Partnerschaft vertragen sich

Es geht aber auch noch ganz anders: Porno-Gucken ist inzwischen für viele legitim geworden und findet nicht mehr hinter staubigen Vorhängen in zwielichtigen Kinos statt. Also, es gibt genug Gelegenheiten, Sex zu haben, wenn man es will. Ohne den anderen dafür zu bezahlen!

Interessanterweise haben sich parallel zu dieser Entwicklung die Wertvorstellungen bei den Jüngeren unter 30 gewandelt: Ehe, Partnerschaft und Familie werden wieder als erstrebenswert angesehen. Die sexuelle Befreiung der vergangenen Jahre hat also der eigentlich wichtigen Sache, der Liebe und dem Miteinander, offenbar nicht geschadet.

Die Schattenseiten nicht ausblenden!

Gute Prostitution gibt es nicht. Auch das war schon immer so. Die Liberalisierung des Geschäfts in Deutschland im Jahr 2002 hat bewirkt, dass Deutschland zum "Bordell Europas" geworden ist. Es gibt inzwischen Auswüchse wie Bang-Partys, die klar menschenverachtend sind. Belastbare Zahlen dazu gibt es nicht, denn die Masse des Geschäftes wird auch in Deutschland immer noch inoffiziell gemacht. Vor allem junge Osteuropäerinnen sind gut im Geschäft, das aber eben nur so lange läuft, wie sie jung und knackig sind. Eine nachhaltige Karriere ist das jedenfalls nicht. Und es bietet Raum für Menschenhandel.

Amnesty will mit seinem Beschluss vor allem die Situation in Entwicklungsländern verbessern, wo es einen Minimalschutz für Prostituierte wie in vielen westlichen Staaten nicht gibt. Es mag ein Weg sein, den armen Frauen beistehen und sie aus der Illegalität und der sozialen Ächtung herausholen zu wollen. Aber eine Lösung auf Dauer darf das nicht sein. Und wir in Deutschland oder in anderen Ländern können stolz auf das blicken, was wir uns erkämpft haben.

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