Kosovo: Der Hass auf die Serben bleibt
22. Oktober 2012Aus der Menge flogen immer wieder Steine auf die Polizei. Die Beamten antworteten mit Tränengas, um die Demonstranten zurückzudrängen. Bei den Ausschreitungen wurden laut Polizei mehr als 20 Menschen verletzt, mehr als 30 Protestierende wurden festgenommen.
Die Demonstranten wollten mit ihrer Aktion verhindern, dass die Regierung des Kosovo Verhandlungen mit dem Nachbarn Serbien aufnimmt. Organisiert wurden die Proteste der Kosovo-Albaner von der größten Oppositionspartei "Vetevendosje" (Selbstbestimmung). Während die Regierungsparteien wegen der sozialen und wirtschaftlichen Misere rapide an Zustimmung verlieren, gewinnen die albanischen Nationalisten der extremistischen Partei "Vetevendosje" immer mehr Anhänger. Sie widersetzt sich nicht nur der von der Regierung betriebenen Privatisierung von Staatseigentum, sondern lehnt auch jeden Kontakt mit dem Nachbarn Serbien ab.
Parteichef Albin Kurti sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Serbien ist ein abnormaler Staat, und wir wollen unsere Beziehungen nicht normalisieren." Unter den Festgenommenen waren laut Polizei auch Abgeordnete der Partei "Vetevendosje". Diese seien nach ihrer Identifizierung umgehend wieder freigelassen worden.
Unter EU-Vermittlung erstmals an einem Tisch
Serbien und Kosovo hatten am Freitag nach monatelanger Funkstille erstmals wieder Gespräche unter Vermittlung der Europäischen Union geführt. Der serbische Regierungschef Ivica Dacic und der Ministerpräsident des Kosovo, Hashim Thaci, trafen sich in Brüssel im Beisein der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Die EU fordert von Serbien eine Verbesserung der Beziehungen zum Kosovo, bevor die Regierung in Belgrad auf den Start von Beitrittsverhandlungen mit Brüssel hoffen kann.
Die serbische Regierung erkennt die Unabhängigkeit seiner früheren Provinz Kosovo nicht an. Im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo ist die Lage seit Monaten instabil, immer wieder kommt es zu Ausschreitungen. Serbien und Kosovo hatten im März 2011 einen von der EU vermittelten Dialog gestartet und dabei in mehreren Streitpunkten wie zur Verwaltung der gemeinsamen Grenze sowie zur Reisefreiheit eine Einigung erzielt. Seit den Wahlen in Serbien im Mai waren die Gespräche jedoch unterbrochen.
qu/sti (dpa, afp, rtre)