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Kovac: "Wir wollen bei der WM überraschen"

Joscha Weber7. Februar 2014

Niko Kovac, Ex-Bundesligaprofi und jetziger Nationaltrainer Kroatiens, hat viel vor bei der WM. Im DW-Interview spricht er über vergangene Erfolge, aktuelle Perspektiven und den denkbar schwersten Auftaktgegner.

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Niko Kovac in Brasilien (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

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DW: Niko Kovac, Sie dürfen mit Ihrem Team die Weltmeisterschaft gegen Gastgeber Brasilien eröffnen. Eher eine Ehre oder eine Bürde?

Niko Kovac: Ich denke, eher eine Ehre. Denn eine WM zu spielen ist etwas besonderes. Aber dann auch noch das erste Spiel vor zwei, drei Milliarden Menschen zu spielen, das ist wirklich etwas Außergewöhnliches. Wir sind stolz darauf, unser kleines Land mit 4,5 Millionen Einwohnern vor der ganzen Welt präsentieren zu können. Wir freuen uns darauf und hoffen, dass es für uns positiv läuft.

Ihr Team trifft ja nicht nur auf den Gastgeber, sondern auch auf weitere starke Teams, nämlich auf Mexiko und Kamerun. Wie stehen Ihre Chancen, sich in dieser Gruppe zu behaupten?

Topfavorit ist natürlich Brasilien, nicht nur in unserer Gruppe, sondern auch bei der gesamten WM. Die anderen Mannschaften werden gegen uns um den zweiten Platz kämpfen. Wir wollen natürlich versuchen eine Runde weiterzukommen. Aber wir wissen, das wird nicht leicht. Kamerun hat einen deutschen Trainer, Volker Finke, eine gute Mannschaft und viel Erfahrung. Mexiko ist auch immer sehr unbequem bei Weltmeisterschaften, so dass wir uns richtig strecken müssen. Wir müssen 100 Prozent geben. Man darf nicht vergessen: Wir sind gerade soeben auf den WM-Zug aufgesprungen. Ich erhoffe mir, dass uns das den Impuls gibt, hart zu arbeiten und nicht zu denken, es geht alles von alleine. Wenn wir Spaß haben, werden wir sicher auch erfolgreich sein.

Mario Mandzukic (l.) gegen Kari Arnason im WM-Qualifikationsspiel Kroatien-Island 2013 (Foto: Reuters)
Zur WM gekämpft: Kroatiens Team um Bayern-Stürmer Mario Mandzukic (l.) setzte sich gegen Island durchBild: Reuters

Sie trainieren die kroatische Nationalelf gemeinsam mit Ihrem Bruder Robert, der Ihr Co-Trainer ist. Wie funktioniert das, wenn man Chef des eigenen Bruders ist?

Das geht das ganze Leben schon so (schmunzelt). Ich pass schon ein bisschen auf ihn auf. Wir ergänzen uns sehr gut, das haben wir schon als Spieler getan. Zuhause haben wir uns auch immer sehr gut verstanden. Wir entscheiden die Dinge gemeinsam - auch mit unseren Mitarbeitern.

Kroatiens Fans gelten als fußballverrückt, sehnen sich nach einem großen Turnier ihrer Mannschaft wie 1998, als Kroatien mit tollem Fußball und dank eines Sieges gegen Deutschland bis ins Halbfinale kam. Kann die aktuelle Spielergeneration einen solchen Erfolg wiederholen?

Das wird schwierig. 1998 hatten wir echte Hochkaräter, Topspieler, die in den besten Klubs gespielt haben. Heute haben wir auch sehr gute Spieler, aber wenn ich die jeweiligen Kader vergleiche, sehe ich die 98er-Generation schon im Vorteil. Aber im Fußball ist alles möglich und wir werden versuchen, bei der WM einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Niko Kovac (l.) verlädt Michael Ballack bei der EM 2008. (Foto: dpa)
Niko Kovac (l.) verlädt Michael Ballack bei der EM 2008. Kroatien gewann das Gruppenspiel damals mit 2:1Bild: picture-alliance/dpa

Viele Nationalspieler Kroatiens spielen oder spielten in der Bundesliga, auch Sie und Ihr Bruder haben lange in Deutschland gespielt. Woher kommt diese gute deutsch-kroatische Fußballbeziehung?

Ich weiß es auch nicht. Anscheinend haben wir eine Mentalität, die der deutschen doch ähnelt oder eine, die den Deutschen liegt. Ich bin gebürtiger Berliner, daher war es für mich etwas leichter, in Deutschland Fuß zu fassen. Ich denke, dass die kroatischen Fußballer einen guten Eindruck hinterlassen haben, und deshalb suchen die deutschen Klubs auch weiter nach Kroaten, weil sie sich schnell anpassen können, die Sprache schnell lernen und es eigentlich keine Probleme mit ihnen gibt.

Kroatien ist ein noch junges Land und stand auch deshalb noch nie in einem WM-Finale. Träumen Sie heimlich, am 13. Juli im Maracanã auf der Trainerbank zu sitzen?

Jeder träumt davon, erfolgreich zu sein. Das wären für uns aber sehr große Sprünge bis ins Finale. Da gibt es andere Mannschaften, die eher das Zeug dazu haben. Wir wollen überraschen. Wenn wir eine Runde weiterkommen, haben wir sicherlich schon Großes geleistet. Und dann wollen wir sehen, vielleicht können wir einen kleinen Lauf kriegen. Aber zunächst wollen wir zusehen, dass wir eine gute Gruppenphase spielen, einen guten Eindruck hinterlassen und Spaß haben. Gelingt uns das, können wir sicher auch Gruppenzweiter werden.

Aufgewachsen in Berlin, machte der Defensivspieler Niko Kovac schnell Karriere in der Bundesliga: Hertha BSC, Bayer Leverkusen, der Hamburger SV und Bayern München sicherten sich im Verlauf seiner Karriere seine Dienste, in der kroatischen Nationalmannschaft brachte es Kovac auf 83 Einsätze. Seit 2013 ist er Trainer der Nationalelf und wird dabei von seinem Bruder Robert als Co-Trainer unterstützt.

Nach Platz zwei in der WM-Qualifikationsgruppe A schaffte Kovac mit seinem Team in zwei Playoff-Spielen gegen Island den Sprung zur Weltmeisterschaft nach Brasilien. Überschattet wurde die Qualifikation Kroatiens vom umstrittenen Ustascha-Gruß von Nationalspieler Josip Simunic, der darauf von der FIFA für zehn Spiele gesperrt wurde. Niko Kovac wollte sich im DW-Interview nicht zum Fall Simunic äußern. In der WM-Gruppenphase trifft Kroatien im Eröffnungsspiel auf Gastgeber Brasilien sowie auf Kamerun und Mexiko.

Das Interview führte Joscha Weber.