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Krisenbewältigung in der Champions League

14. September 2015

Nach vier Pleiten in der Liga will Borussia Mönchengladbach ausgerechnet in der Champions League wieder Selbstvertrauen gewinnen. Erster Gegner ist aber ein Team, mit dem man keine guten Erfahrungen hat.

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Raffael fasst sich an den Mund und schaut in die Luft (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Was für Borussia Mönchengladbach ein großer Festtag werden sollte, nämlich die Rückkehr in die europäische Königsklasse nach 38 Jahren, wird nun, da der große Tag da ist, überschattet von der sportlichen Krise in der Bundesliga. Vier Niederlagen aus vier Spielen stehen dort zu Buche. Zuletzt gab es bei der 0:3-Heimpleite gegen den Hamburger SV einen desolaten Auftritt, der wenig Hoffnung auf schnelle Besserung machte. "Jetzt haben wir Champions League und können uns gar nicht darauf freuen. Wir brauchen sie, um wieder Stabilität zu bekommen", sagte Sportdirektor Max Eberl vor dem Auftaktmatch beim FC Sevilla am Dienstag (20.45 Uhr MESZ, ab 20:30 im DW-Liveticker).

Für den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga ist es auch eine Frage der Ehre, eine bessere Leistung als zuletzt gegen den HSV zu zeigen. "Diese Niederlage hat mich im Stolz verletzt. Das lasse ich nicht auf mir sitzen", sagte Torwart Yann Sommer. Nach dem Spiel gegen Hamburg fand eine Aussprache ohne Trainer und Sportdirektor statt. Die Mannschaft wollte einige Dinge intern regeln. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir wieder als Team auftreten und richtig Gas geben müssen", erklärte Stürmer André Hahn. "Das ist positiv", befand Eberl.

Einige Verletzte, schlechte Erinnerungen

Allerdings sind in Sevilla zahlreiche Akteure gar nicht erst mit dabei. Der gesperrte Granit Xhaka fehlt ebenso wie die verletzten Martin Stranzl, Patrick Herrmann, Alvaro Dominguez und Fabian Johnson. Für Trainer Lucien Favre wird das Personal-Puzzle nicht einfach. Alternativen gibt es wenige. "Es wird einige Zeit dauern, bis wir die Stabilität und die richtige Mischung finden", bemerkte Favre, der schon zuletzt auf zentralen Positionen häufige Personalwechsel vornahm. "Die Bewegung war unsere Stärke in der vergangenen Saison. Sie fehlt defensiv und offensiv. Es funktioniert nicht", befand der Trainer.

Mönchengladbachs Abwehrspieler Martin Stranzl liegt verletzt am Boden (Foto: AFP PHOTO / PATRIK)
Gladbachs Abwehrchef Martin Stranzl fällt mit einem Augenhöhlenbruch wochenlang ausBild: Getty Images/AFP/P. Stollarz

Zudem schmerzen die Erinnerungen an die beiden Partien gegen den FC Sevilla zu Beginn des Jahres in der Europa League noch. Mit 0:1 und 2:3 verloren die Gladbacher beide Spiele - und schieden unnötigerweise aus. "Spielerisch waren wir in beiden Partien besser", meinte Favre. Im hektischen und von vielen Unterbrechungen geprägten Rückspiel im Borussia-Park sah Xhaka die Gelb-Rote Karte. Die Sperre sitzt der Schweizer nun kurioserweise gegen Sevilla ab.

Die Spanier sind mit zwei Punkten aus drei Ligaspielen zwar nicht so schlecht wie Gladbach gestartet, warten aber auch noch auf den ersten Sieg. Die Mannschaft von Trainer Unai Emery wurde zu Saisonbeginn stark verändert. In Fernando Llorente, der von Juventus Turin kam, und dem ehemaligen Dortmunder Ciro Immobile stehen zwei neue Stürmer in den Reihen des Tabellen-Fünften der abgelaufenen Saison in der Primera Divison. Zu mehr als einem Treffer hat es in der Meisterschaft bislang aber auch noch nicht gereicht für den ersten Auftakt-Gegner der Borussia.

Wann platzt der Knoten bei Draxler?

Besser stehen dagegen die beiden Kontrahenten im zweiten Spiel mit deutscher Beteiligung da. Nach sechs Jahren Abstinenz will Pokalsieger VfL Wolfsburg in der Champions League eine neue Ära begründen. Mit großer Vorfreude, aber auch mit einigen Sorgen um Rekord-Transfer Julian Draxler startet der VfL gegen ZSKA Moskau in die Champions League. Das Ziel des deutschen Vizemeisters ist klar. "Wir wollen die Gruppenphase überstehen", sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. Der Favorit in der Gruppe B ist Manchester United mit Bastian Schweinsteiger. Dahinter soll es für die "Wölfe" ein offenes Rennen mit Moskau und der PSV Eindhoven um Rang zwei geben.

Doch ausgerechnet vor der Rückkehr in der Königsklasse läuft es auf dem Spielfeld nicht rund. Beim mäßigen 0:0 am Wochenende bei Aufsteiger FC Ingolstadt wurde das Fehlen der kurzfristigen Abgänge Kevin De Bruyne und Ivan Perisic deutlich.

Spielszene Julian Draxler (Foto: Armin Weigel/dpa)
Neu-Wolfsburger Julian Draxler hat noch keine echte Bindung zu seinen Mitspielern gefundenBild: picture-alliance/dpa/Armin Weigel

Die beiden Weltmeister im VfL-Trikot, Julian Draxler und André Schürrle, konnten die entstandenen Lücken noch nicht schließen. "Das wirklich Zwingende hat gefehlt", räumte ein selbstkritischer Draxler ein. Dennoch versuchte der 35-Millionen-Euro-Neuzugang die Aufgabe gegen Moskau positiv anzugehen: "Das wird ein Highlight, die Vorfreude ist riesengroß."

Noch schlechtere Noten hagelte es für Wolfsburgs zweiten Weltmeister André Schürrle. Dem 32-Millionen-Mann gelang gegen Ingolstadt so gut wie nichts, obwohl er mittlerweile alle Verletzungen auskuriert hat. Gegen ZSKA könnte er seinen Platz im linken, offensiven Mittelfeld an Nationalspieler Max Kruse verlieren.

Wieder gegen ZSKA

Als die Wolfsburger auf dem Tag genau vor sechs Jahren ihre bislang letzte Champions-League-Mission starteten, hieß der Gegner ebenfalls ZSKA. Mit 3:1 legten die Schützlinge von Trainer Armin Veh damals einen guten Start hin, der Brasilianer Grafite erzielte alle Treffer. "Der ist leider nicht bei uns", sagte der damalige und heutige Schlussmann Diego Benaglio: "Aber wir werden jemand anderen finden, der die Tore macht."

Torschuss Grafite beim Spiel VfL Wolfsburg gegen ZSKA Moskau (Foto: Jens Wolf dpa/lni)
Vor sechs Jahren traf Grafite gegen ZSKA dreifachBild: picture-alliance/dpa/J. Wolf

Die Russen mit dem Ex-Kölner Zoran Tosic in ihren Reihen sind laut Allofs "erfahren und körperlich robust". Der fünfmalige russische Meister führt die russische Liga nach Spieltagen mit fünf Punkten Vorsprung an. Am Wochenende ließ man beim 2:2 gegen Zenit St. Petersburg erstmals Punkte liegen, blieb aber souveräner Tabellenführer. In der Qualifikation hatte sich der UEFA-Cup-Sieger von 2005 gegen Sporting Lissabon durchgesetzt.

asz/sn (sid, dpa)