Wes Anderson präsentiert Kunstschätze in Wien
6. November 2018Kunsthistorische Schätze aus mehreren Jahrhunderten standen für die beiden Gastkuratoren Wes Anderson und seine Lebensgefährtin Juman Malouf zur Verfügung. In den Depots der Wiener Museen und Kunstsammlungen lagern mehr als vier Millionen Gemälde, antike Objekte und Kunstgegenstände.
Aus all diesen Beständen konnten Regisseur Wes Anderson und die Designerin Juman Malouf ihre Lieblingsobjekte auswählen und zur einer skurrilen Schau zusammenstellen. Oft entschieden sie intuitiv, ohne kunsthistorische Zuordnungen mit einzubeziehen.
Die Ausstellungsreihe im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) ist bereits 2012 gestartet, die aktuelle Ausstellung ist die dritte ihrer Art. International renommierte Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Kunstgattungen dürfen eine sehr persönliche Kunst-Schau zusammenstellen. An ihrer Seite professionelle Kuratoren, die sich um die Ausstellungsarchitektur und Präsentation kümmern.
Künstler als Kuratoren
Den Anfang machte 2012 der Maler und Zeichner Ed Ruscha mit der Ausstellung "The Ancient Stole All Our Great Ideas". Danach stellte der britische Keramikkünstler Edmund de Waal seine sehr persönliche Kunstschau "During the Night" zusammen - beides ungewöhnliche Publikumserfolge.
Wes Anderson ist jetzt der dritte Künstler, in dem Fall Filmregisseur, der zusammen mit Juman Malouf aus dem Vollen schöpfen durfte. 420 Objekte haben die beiden nach monatelanger Recherche aus den vierzehn Sammlungen des Hauses ausgewählt, unterstützt von zwei fachkundigen Kuratoren des Wiener Museums und der Fondazione Prada Mailand.
Alle Depots standen ihnen zur Verfügung: darunter ägyptische, römische und griechische Stücke aus der Antikensammlung, Gemälde alter Meister, Gegenstände aus der Kaiserlichen Schatzkammer, der Sammlung historischer Musikinstrumente und Objekte und Kostüme aus dem Theatermuseum.
Grenzenlose Phantasiewelten
Kult-Regisseur Wes Anderson stellt in seinen Filmen immer wieder unter Beweis, dass in seinem Kopf eine scheinbar grenzenlose Phantasiewelt existiert. Cineastische Meisterwerke wie "Moonrise Kingdom" oder "The Grand Budapest Hotel" sind surreal wirkende Wunderkammern voller Überraschungen. Sein Animationsfilm "Isle of Dogs", der 2018 erfolgreich als Eröffnungsfilm der Berlinale lief, stellte das einmal mehr unter Beweis.
Im Kunsthistorischen Museum in Wien kann man diese Phantasiewelt von Anderson jetzt auf eine andere Weise als auf der Kinoleinwand entdecken. Die Ausstellungsarchitektur mit den dunklen, farbigen Wänden ist zwar klassisch, die Auswahl der Objekte aber sehr ungewöhnlich. Vieles haben die beiden Gastkuratoren allein wegen der Form ausgewählt und kunsthistorische Kriterien weitgehend ignoriert.
Dadurch ist eine spannungsreiche Dialog-Ausstellung entstanden: Eine echte Ritterrüstung ziert beispielsweise das Entree eines Raumes mit Gemälden alter Meister. Danach wandert die Schau im April nächsten Jahres weiter nach Mailand, Kooperationspartner ist die dortige "Fondazione Prada", die sie ab Oktober 2019 zeigt.