Künstlerkollektiv "Peng!" erhält Friedenspreis
8. Mai 2018Das Künstler-Kollektiv ist extrem einfallsreich. Die Mitglieder starten im Netz und in den Medien - oft unerkannt und incognito - soziale und politische Kampagnen. "Peng!" infiltriert beispielsweise publikumswirksam Veranstaltungen mit falschen Identitäten. Oder sie starten kreative Fake-Kampagnen, um umstrittene Themen, wie Waffenhandel oder Armut, verstärkt in die Medienöffentlichkeit zu holen. Die "Aktion" ist in Deutschland eine etablierte Kunstform, die ihren Ursprung in den 1960er- und 70er-Jahren hat.
Das Künstler-Kollektiv entschuldigte sich bei einer spektakulären Aktion beispielsweise öffentlich für die Hartz IV-Gesetze - im Namen des dafür verantwortlichen Bundesarbeitsministeriums. Das Ministerium bekam daraufhin zahlreiche positive Reaktionen und wusste natürlich nichts von der Aktion. Oder sie ehrten bei einer fiktiven Friedenspreis-Verleihung die deutsche Waffenindustrie - mit einer eigens dafür gefertigten Statue.
Provokante Aktion: "Deutschland geht klauen"
Zuletzt war das Berliner Künstlerkollektiv mit seiner provokanten Aktion "Deutschland geht klauen" in den Medien vertreten. In einem Videoclip riefen die "Peng!"-Mitglieder dazu auf, Artikel wie Bananen, Tee, Schokolade oder Orangensaft in Läden und Supermärkten zu klauen, um auf oft schlechte Produktions-Bedingungen in den Herstellerländern in Afrika oder Südamerika aufmerksam zu machen. Der so ersparte Betrag sollte direkt an politisch aktive Gewerkschaften in diesen Ländern gespendet werden.
"Peng! hat den Aachener Friedenspreis als nationale Auszeichnung bekommen. Der internationale Preis geht an die kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation "Concern Universal Colombia". Ausgezeichnet werden sie für ihre "praxisbezogene Sozialarbeit und ihr ganzheitliches Verständnis für Frieden, das mehr beinhaltet als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt", heißt es in der Begründung für die Verleihung des Preises. Gegründet wurde die Organisation von der walisischen Entwicklungshelferin Siobhan McGee und dem kolumbianischen Lehrer Jaime Bernal.
Verliehen wird der mit jeweils 2000,- Euro dotierte Aachener Friedenspreis am alljährlichen Antikriegstag, dem 1. September 2018. Mit dem Preis werden seit 1988 Menschen oder Gruppen geehrt, die sich in ihrem Umfeld aktiv und nachhaltig für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Im vergangenen Jahr waren die sizilianische Friedensbewegung "No Muos" und das Jugendnetzwerk für Politische Aktion die Preisträger. Der Friedenspreis wird von 50 kirchlichen, politischen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen sowie von 350 Einzelpersonen getragen und auch von ihnen verliehen. Träger ist der Verein "Aachener Friedenspreis".
hm/ka (dpa/Aachener Friedenspreis)