"Langer Weg" für den Westbalkan
14. September 2021"Europa hat ein absolutes geo-strategisches Interesse, die Länder (des Westbalkans) in die EU aufzunehmen", sagte Merkel am Montagabend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic in Belgrad. In Tirana warnte sie die EU-Länder am Dienstag davor, aus innenpolitischen Motiven die Annäherung der Westbalkan-Staaten an die EU auszubremsen. "Wenn die Bedingungen erfüllt sind, muss die EU Wort halten", sagte sie nach einem Treffen mit dem albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama.
Bisher haben Serbien, Albanien, Montenegro und Nordmazedonien den Status von EU-Beitrittskandidaten, Bosnien-Herzegowina und Kosovo sind "potenzielle" Kandidaten. Mit Albanien und Nordmazedonien hätten die offiziellen Beitrittsgespräche längst beginnen sollen. Dass dies wegen des Widerstands anderer EU-Länder noch nicht geschehen ist, hatte Merkel wiederholt bedauert. Einmal mehr bekräftigte sie das Interesse Deutschlands am Westbalkan. "Unabhängig davon, wie die deutschen Wahlen ausgehen, wird jeder neue deutsche Bundeskanzler ein Herz für die Region haben", sagte sie nach einem Treffen mit den Regierungschefs aller Westbalkan-Staaten.
"Eine Autorität"
In Belgrad hatte sie die Kanzlerin die Reformen Serbiens und anderer Länder des Balkans gelobt, jedoch weitere Bemühungen angemahnt. "Für die Öffnung weiterer Kapitel im Erweiterungsprozess ist es gerade im Bereich des Rechtssystems sehr wichtig, dass hier Fortschritte gemacht werden", betonte Merkel. Sie wolle zu "weiteren Schritten in Richtung Rechtsstaat, Demokratie und Pluralität der Zivilgesellschaft ermutigen". Der Weg zum EU-Beitritt sei sicher ein langer, meinte Merkel.
Serbiens Präsident lobte seinerseits die Kanzlerin, die in wenigen Wochen aus ihrem Amt ausscheiden wird. "Sie ist eine Autorität, der jeder in der Region gerne zuhört. (...) Bei ihr fanden wir immer ein offenes Ohr", erzählte Vucic.
wa/fw/rb (dpa, afp, rtr)