Lewi macht's gnädig
27. Februar 2016
Der FC Bayern München strebt weiter unaufhaltsam der nächsten Meisterschaft entgegen. Am 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga gewinnt der Tabellenführer durch Tore von Kingsley Coman (66. Minute) und Robert Lewandowski (74.) mit 2:0 (0:0) beim VfL Wolfsburg und hat vorübergehend sogar elf Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund, das erst am Sonntag ins Geschehen eingreift.
In der ersten Hälfte des Hinspiels im September hatte Robert Lewandowski noch auf der Bank geschmort. Trainer Pep Guardiola hatte seinen Mittelstürmer damals nach gerade erst überstandener Sprungelenksverletztung zunächst auf der Bank gelassen. Erst in der Pause durfte sich der polnische Internationale warm machen. Er kam in die Partie als sein FC Bayern mit 0:1 zurücklag. Die nächsten Minuten sollte Lewandowski endgültig zum Weltstar machen: Das Spiel im Alleingang gedreht, fünf Treffer in weniger als neun Minuten, der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. "Das war ein sehr schöner und historischer Abend. Der nicht nur mir, sondern auch vielen Fans bis zum Ende ihres Lebens im Kopf bleiben wird", fasste der Held des Tages später zusammen.
Nun, im Rückspiel in Wolfsburg, war Lewandowski gesetzt und durfte von Anfang an auflaufen. Dabei hätte es durchaus Gründe gegeben, Top-Stars wie ihn zu schonen. Schließlich ist die Personaldecke der Bayern nicht unbedingt dick, weitere Verletzungen kann man sich kaum leisten. Und doch hatte manch ein Beobachter ein Déjà-vu: Wie im vergangenen September war von der Nummer 9 in den ersten 45 Minuten nicht viel zu sehen. "Schon im Pokal hat er gegen uns nicht mehr getroffen", hatte sich Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking vor der Partie Mut gemacht, "man kann ihn schon kontrollieren". Tatsächlich schaffte es die massive Defensive, gefährliche Pässe auf Lewandowski zu unterbinden, und wenn der dann doch mal in Ballnähe kam, räumte die physisch starke Innenverteidigung, bestehend aus den Brasilianern Naldo und Dante, zuverlässig ab.
Lange nichts zu sehen vom Torjäger
Naldo war es auch, der für einen ersten Aufschrei im Stadion sorgte: Sein Kopfball nach einem Alonso-Freistoß strich in der 11. Minute knapp übers eigene Tor. Und trotz der gewohnten Bayern-Dominanz hatten die Wolfsburger auch die größte Chance der ersten Hälfte: Max Kruse nutzte seinen Größenvorteil in einem Kopfballduell mit Joshua Kimmich aus und legte auf Marcel Schäfer ab, doch der setzte den Ball aus acht Metern freistehend rechts am Tor vorbei.
Die Lewandowski-Lethargie sollte sich aber nach Wiederanpfiff lösen: In der 54. Minute jubelte er ein erstes Mal, jedoch nur zaghaft und kurz, denn Schiedsrichter Manuel Gräfe gab das eigentlich regulär erzielte Tor wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht. Wenige Sekunden später hatte Lewandowski wieder die Führung auf dem Fuß - diesmal semmelte er den Ball nach feiner Hacken-Vorlage von Thomas Müller aus vollem Lauf über den Querbalken. Schon beim letzten Bundesliga-Aufeinandertreffen mit den Wolfsburgern hatte "Lewi" zwischen der 51. und der 60. Minute seine inzwischen historischen Glanztaten vollbracht.
Diesmal aber überstanden die Gastgeber diese Phase unbeschadet und hätten ihrerseits durch Julian Draxler kurz darauf sogar das 1:0 erzielen können, aber Manuel Neuer bewies im Bayern-Tor mal wieder seine Klasse, als er den Volleyschuss über die Latte bugsierte.
Fast im Gegenzug war Lewandowski dann da: Sein Schlenzer prallte von einem Wolfsburger Abwehrbein ab, den herunterfallenden Ball verwandelte Kingsley Coman in der 66. Minute ruhig und überlegt ins lange Eck. Der Bann war gebrochen, Bayern legte nach, und jetzt durfte sich auch Robert Lewandowski feiern lassen. Coman hatte von rechts nach innen geflankt, der eingewechselte Franck Ribery mit der Brust abgelegt, und der Pole den Ball aus zehn Metern ins lange Eck gespitzelt (74.). Für Lewandowski war es der 23. Treffer der laufenden Bundesligasaison und der zehnte in der elften Begegnung mit dem VfL Wolfsburg.
"Das Wichtigste war, dass wie gewonnen haben und Geduld bewahrt hatten", sagte Lewandowski in gewohnter Beschiedenheit nach der Partie bei Sky. Das Duell mit dem Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang um die Torjägerkanone interessiere ihn in dieser Phase nicht. "Das wichtigeste ist, dass wir gewinnen. In der Bundesliga, in der Champions League und im Pokal". Vielleicht ist es diese Fokussierung immer auf die aktuelle Partie, die Robert Lewandowski so stark macht.
Hannover gewinnt endlich wieder
Hannover 96 schöpft im Abstiegskampf nach dem ersten Sieg unter Trainer Thomas Schaaf wieder Hoffnung. Nach acht Niederlagen in Serie gewann der Tabellenletzte dank des zweifachen Torschützen Christian Schulz (32./82.) 2:1 (1:1) beim VfB Stuttgart. Zuvor hatte Timo Werner die Stuttgarter in der 18. Minute in Führung gebracht.
Werder Bremen und Darmstadt 98 trennten sich 2:2 (1:1). Bremen war durch Anthony Ujah (33.) in Führung gegagen, Sandro Wagner glich nach einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter (44.) aus. Aufsteiger Darmstadt schien schon auf der Siegerstraße, als Aytac Sulu (82.) traf, aber Oldie Claudio Pizarro (89.) schaffte kurz vor Schluss noch den Ausgleich.
Der Hamburger SV hat den nächsten Dämpfer eingestecken müssen. Gegen den FC Ingolstadt kamen die Hamburger nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus und verpasste es, in der Tabelle an dem Aufsteiger vorbeizuziehen. Neuzugang Josip Drmic (7.) traf erstmals für die Hamburger, Lukas Hinterseer (61.) köpfte für Ingolstadt nach einer Ecke zum Ausgleich ein.
Am Freitag hatte der 1. FC Köln sein Heimspiel gegen Hertha BSC mit 0:1 (0:1) verloren. Für die Gäste aus Berlin war es der erste Bundesligasieg im Kalenderjahr 2016.
Am Sonntag sind die Mannschaften aktiv, die noch am Donnerstag in der Europa League spielten. Der FC Augsburg hat Borussia Mönchengladbach zu Gast, Bayer 04 Leverkusen tritt beim FSV Mainz 05 an, Borussia Dortmund spielt gegen 1899 Hoffenheim und Schalke 04 versucht, bei Entracht Frankfurt die Wunden nach dem Ausscheiden zu kühlen.
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