Libyen bittet um Unterstützung gegen IS
17. August 2015Die libysche Regierung begründete ihre Bitte mit "entsetzlichen humanitären Verletzungen" durch Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in den vergangenen Tagen, wie es in einer Mitteilung heißt. Hintergrund ist die anhaltende Gewalt in Sirte, der Geburtsstaat des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi.
Berichte über Massaker
Bei Gefechten zwischen bewaffneten örtlichen Kämpfern und IS-Mitgliedern waren dort in den vergangenen Tagen dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Ein Vertreter der örtlichen Behörden sagte, seit Dienstag gebe es in Sirte einen "wahren Krieg". Der IS hatte bereits im Februar weitere Teile von Sirte erobert. Seit Mai steht die 450 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Stadt komplett unter Kontrolle der Dschihadisten.
Zur Abschreckung haben IS-Anhänger offenbar vier Kämpfer einer rivalisierenden Rebellengruppe hingerichtet. Als Warnung für andere seien ihre Leichen in der Stadt Sirte an Gerüsten aufgehängt und öffentlich zur Schau gestellt worden, berichteten Anwohner am Sonntag. Die IS-Miliz habe zudem die Häuser gegnerischer Kämpfer zerstört. Nach Angaben lokaler Medien drangen die Dschihadisten zudem in ein Krankenhaus ein und töteten 22 verletzte rivalisierende Milizionäre, deren Leichname sie anschließen verstümmelten. In den vergangenen Tagen hatten eine Salafistengruppe und bewaffnete Einwohner versucht, den IS aus Sirte zu vertreiben, der Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen. Einwohner berichteten, dass dabei bis zu 70 Menschen starben.
Auch Kämpfe im Osten
Auch im Osten des Landes erhöhte der IS seine Aktivität. In der Stadt Derna, aus der der IS von einer anderen Rebellengruppe im Juni vertrieben worden war, schlugen Raketen in einem Wohngebiet ein. Vergangene Woche hatten die Extremisten eine Offensive gestartet, um die Küstenstadt wieder zurückzuerobern.
Seit dem Sturz Gaddafis versinkt Libyen im Chaos. Neben der international anerkannten Regierung in Tobruk hat sich ein Gegenparlament in Tripolos gebildet. Zahlreiche Milizen bekämpfen sich im ganzen Land gegenseitig. Die Dschihadisten nutzen das Machtvakuum in dem ölreichen Land aus.
sp/cw (rtr, dpa)