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Lichterkette für Frieden und Toleranz

2. Februar 2015

15.000 Münchner Bürger haben quer durch die Innenstadt eine "Friedenskette der Religionen" gebildet. Gleichzeitig gingen in deutschen Städten wieder Tausende auf die Straße, um gegen Pegida zu demonstrieren.

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Eine Frau zündet ihre Kerze an einer anderen an (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

Mit Kerzen, Laternen und Taschenlampen stellten sich die Münchner zu Tausenden auf und bildeten eine rund zwei Kilometer lange, erleuchtete Strecke. Der Demonstrationszug reichte von der evagelischen Matthäuskirche über die Synagoge am Jakobsplatz und dem Zentrum für Islam durch die Fußgängerzone bis zur Salvatorkirche. Die Privatinitiative zweier Bürgerinnen war von christlichen, muslimischen, jüdischen sowie nichtreligiösen Einrichtungen begrüßt worden.

Toleranz, Friedenswillen und Versöhnlichkeit

Ihre Beweggründe hatten die beiden Initiatorinnen zuvor in einem Interview der "Münchner Kirchenzeitung" erläutert. Auslöser seien die Gewalttaten der Terrormiliz "Islamischer Staat" gewesen, erklärte die Ärztin Beatrix Jakubicka-Frühwald. Aus der Betroffenheit und Empörung über die Verfälschung der Religionsauslegung sei das Bedürfnis entstanden, mit einer Aktion zu widersprechen. In den drei abrahamitischen Religionen seien Toleranz, Friedenswillen und Versöhnlichkeit hohe Werte. "Wir erwarten uns, dass wahrgenommen wird, dass Christen und Muslime und Juden aufeinander zugehen können."

Die Initiatorinnen der "Friedenskette", Gisela Jahn (M. vorne) und Beatrix Jakubicka (M.hinten), auf dem Marienplatz mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (M.) und Vertretern verschiedener Religionen (Foto: dpa)
Die Initiatorinnen der "Friedenskette", Gisela Jahn (M. vorne) und Beatrix Jakubicka (M.hinten), auf dem Marienplatz mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (M.) und Vertretern verschiedener ReligionenBild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

"Hass und Gewalt haben in München nichts zu suchen"

Als Schirmherr begrüßte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die Aktion. Die Menschenkette setze ein Zeichen für das interreligiöse und interkulturelle Zusammenleben. Ihre Unterstützer stünden für ein München, in dem Hass, Gewalt, antimuslimische und antisemitische Stimmungsmache nichts zu suchen und nichts zu erwarten hätten außer dem geschlossenen Widerstand der Stadtgesellschaft.

Die Lichterkette knüpft an eine doppelte Tradition an. 1992 demonstrierten auf diese Weise 400.000 Menschen in München gegen Ausländerhass. In der katholischen Kirche ist der 2. Februar ein Feiertag. Zum Brauchtum an Mariä Lichtmess zählen vielerorts auch Lichterprozessionen.

Wieder breite Anti-Pegida-Front

Außerdem gingen am Montag - auch nach der Spaltung der Dresdner Pegida-Bewegung - wieder tausende Gegendemonstranten in etlichen deutschen Städten auf die Straße. Sie versammelten sich aus Protest gegen religiösen Fanatismus, Rassismus und Antisemitismus.

So demonstrierten in Braunschweig und Kassel jeweils mehr als 2000 Menschen gegen die selbsternannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". In Frankfurt am Main kamen etwa 1200 Menschen zusammen. Auch in Duisburg, Düsseldorf, München, Würzburg, Magdeburg und Suhl hatten Bürgergruppen zu Protesten gegen die lautstarken Islamkritiker aufgerufen.

5000 Menschen demonstrieren vor dem Museumsquartier gegen die erste Pegida-Kundgebung in Wien (Foto: APA)
5000 Menschen demonstrieren vor dem Museumsquartier gegen Pegida in WienBild: picture-alliance/APA/Herbert P. Oczeret

In Wien bot sich ein ähnliches Bild: Dort versammelten sich etwa 5000 Menschen, um den ersten Aufzug von rund 250 österreichischen Pegida-Anhängern in den Schatten zu stellen.

Am Pegida-Ursprungsort Dresden, wo seit Monaten jeden Montag gegen eine angebliche Überfremdung demonstriert wurde, war der "Spaziergang" wegen der Spaltung der islamfeindlichen Bewegung ausgesetzt worden. In der Stadt an der Elbe gingen aber wieder hunderte vorwiegend junge Leute gegen Intoleranz und für Weltoffenheit auf die Straße.

se/rb (dpa, kna, epd, afp)