Lied über die Kopftuchpflicht: Popsänger im Iran verhaftet
29. August 2023Der Sänger sei im Zusammenhang mit einem "illegalen Lied" inhaftiert worden, gab die iranische Justiz auf ihrer Website "Misan Online" bekannt. Die Behörden hatten bereits am Wochenende juristische Schritte gegen Mehdi Yarrahi angekündigt. Sein Lied "Roosarito" stelle "die Moral und die Bräuche der muslimischen Gesellschaft in Frage".
Das Lied des 41-Jährigen ist ungewöhnlich kritisch und bezieht sich auf die jüngste Protestbewegung, die von Frauen angeführt wird. Der bekannte Musiker, der auf Instagram mehr als eine Million Follower hat, singt unter anderem: "Leg Dein Kopftuch ab, lass Dein Haar frei (...)." Der Song ist "gewidmet den edlen Frauen meines Heimatlandes, die mutig an vorderster Front der Bewegung 'Frauen, Leben, Freiheit' stehen".
Gestorben in der Hand der Sittenwächter
Die heftigsten Proteste seit Jahrzehnten waren im Herbst 2022 durch den Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die berüchtigte Sittenpolizei in der Hauptstadt Teheran ausgelöst worden. Amini war festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Viele Frauen in den Metropolen ignorieren inzwischen demonstrativ die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs, oft auch als Zeichen des stillen Protests.
Yarrahis Lied "Soroode Zan" (Hymne der Frauen) war im vergangenen Oktober zu einer Hymne für Demonstranten insbesondere an Universitäten geworden. 2018 erhielt er den Preis als bester Popsänger beim von der Regierung organisierten Fajr-Festival.
rb/wa (AFP, dpa)