Lula will wieder Präsident werden
11. Mai 2017"Ich bereite mich darauf vor, wieder Kandidat in diesem Land zu sein, nie hatte ich mehr Lust dazu", sagte Luiz Inácio Lula da Silva vor Tausenden von Anhängern vor dem Gericht im südbrasilianischen Curitiba. "Ich will zeigen, dass die Elite nicht in der Lage ist, dieses Land wieder in Ordnung zu bringen. Ein Stahlarbeiter aber kann es." Der ehemalige Präsident Brasiliens stammt aus armen Verhältnissen und machte sich später als Arbeiter in einer Metallfabrik, dann als Gewerkschafter einen Namen.
Ganze Reihe von Vorwürfen
Vor seiner Rede hatte Lula fünf Stunden lang vor dem gefürchteten Chef-Richter Sergio Moro zu Korruptionsvorwürfen ausgesagt. Gegen den Ex-Präsidenten laufen ein halbes Dutzend Prozesse. Während seiner Amtszeit von 2003 bis 2010 soll Lula im Dienst großer Baufirmen gehandelt haben, die dafür seiner Arbeiterpartei PT die Wahlkämpfe und Lula so manche Extravaganzen finanziert haben sollen. Außerdem wird ihm eine Art Rädelsführerschaft im Korruptionsskandal um den brasilianischen Ölkonzern Petrobas vorgeworfen.
Lula stritt die Korruptionsvorwürfe während des Kreuzverhörs ab und bezeichnete den Prozess gegen ihn als eine "Farce". Er sagte, die Ankläger würden ihn aufgrund von Behauptungen in der Presse beschuldigen. "Ich dachte, dass meine Ankläger Schriftstücke, Zahlungsbelege, irgendeinen Beweis vorlegen würden. Aber sie hatten nichts", sagte er vor seinen wartenden Anhängern nach dem Gerichtstermin. "Ich möchte nicht auf Basis von Interpretationen verurteilt werden."
Gute Chancen für Lula
Obwohl Lulas Image im Zuge des Korruptionsskandals schweren Schaden genommen hat, führt er sämtliche Umfragen zu den Präsidentschaftswahlen 2018 an. Zum einen, weil seine möglichen Herausforderer mindestens genauso tief im Korruptionssumpf stecken. Zudem hat der 71-Jährige immer noch starken Rückhalt in den ärmsten Bevölkerungsgruppen, die von seiner Sozialpolitik am meisten profitiert hatten. Rund 30 Millionen Brasilianer entkamen unter Lula der Armut.
Auch Lulas Nachfolgerin im Präsidentenamt, Dilma Rousseff, war zur Unterstützung nach Curitiba gereist. Sie gilt als Lulas politische Ziehtochter. Vor einem Jahr hatte der Kongress die Mitte-Links-Politikerin unter dem Vorwurf illegaler Haushaltstricks abgesetzt. Rousseffs früherer Vizepräsident, der konservative Michel Temer, übernahm die Amtsgeschäfte. Doch auch neun Minister seiner Regierung stehen in dem Korruptionsskandal im Visier der Ermittler. Rousseff und Lula bezeichnen Temers Machtübernahme als "parlamentarischen Putsch."
rk/sti (dpa, kann, afp)