Mönche protestieren
21. September 2007
Die Protestaktionen buddhistischer Mönche in Birma gegen die Militärjunta reißen nicht ab. Unbeirrt marschierten auch am Freitag (21.9.2007) etwa 500 Mönche bei strömendem Regen in der Hafenmetropole Rangun. Während am Donnerstag (20.9.2007) wieder über 1000 Mönche in Rangun auf die Straßen gingen, demonstrierten am Mittwoch in der Hafenstadt Sittwe rund 2000. In der früheren Königsstadt Mandalay – einer buddhistischen Hochburg – waren es über 1000 Mönche, teilweise unterstützt von der Bevölkerung, die sich den Protestzügen anschloss.
Die Proteste sind eine Fortsetzung der Mitte August begonnen landesweiten Demonstrationen gegen die drastische Benzinpreiserhöhung um 500 Prozent und der daraufhin dramatisch angestiegenen Lebenshaltungskosten. Die Militärdiktatur, die seit 1962 das Land mit eiserner Faust regiert, zögert jedoch, gegen die Mönche vorzugehen. Während bei den vorherigen Protestaktionen über 200 Demonstranten festgenommen wurden, kam es zwar auch gegenüber den Mönchen zu Übergriffen von treuen Parteikadern und in zivil gekleideten Sicherheitskräften, jedoch hielten sich Militär und uniformierte Polizei weitgehend zurück.
"Mönche kann man nicht einfach foltern"
Nach Auffassung von Marc Farmaner, Birma-Experte der "Burma Campaign UK" in Großbritannien, liegt das an der besonderen Rolle, die der Buddhismus und seine Vertreter in Birma spielen: "Für das Militärregime ist es sehr schwierig, mit den Mönchen umzugehen. [Auf Mönche] kann nicht einfach geschossen werden. Man kann sie nicht so einfach wegsperren oder foltern. Das würde einen Sturm der Entrüstung in dem buddhistischen Land auslösen und die Regierung in wirklich große Schwierigkeiten bringen."
Gerade wegen der besonderen Rolle, die den buddhistischen Mönchen von der breiten Bevölkerung eingeräumt wird, geht von ihren Protesten eine besondere Signalwirkung aus. "Verschiedene Bevölkerungsgruppen nehmen bereits an den Protesten teil: die Studentenführer, politische Aktivisten und nun auch noch die Mönche. Dadurch fühlen sich mehr und mehr Menschen ermutigt, auf die Straße zu gehen", sagt Farmaner.
Militär wird "boykottiert"
Doch es sind nicht allein die augenfälligen Demonstrationen der rot gekleideten Mönche, sondern ein über 2000 Jahre altes buddhistisches Ritual, welches Regierungs- und Militärangehörige sowie ihre Familien besonders hart trifft. Denn die Mönche weigern sich, von ihnen Almosen anzunehmen – in der buddhistischen Religion eine der besonderen religiösen Pflichten der buddhistischen Gläubigen, um Erlösung – Nirwana – zu erfahren und vom Zyklus der Wiedergeburt befreit zu werden. Im christlichen Kontext kommt dieser Boykott einer Exkommunikation gleich, also dem Ausschluss aus der christlichen Gemeinschaft.
Einen ähnlichen Boykott hatte es in Birma schon während des Studentenaufstandes 1988 gegeben, der vom Militärregime blutig niedergeschlagen wurde. Nach Schätzungen verloren über 3000 Menschen dabei ihr Leben. Offensichtlich betrachten die Mönche die gegenwärtige politische Lage als ähnlich kritisch, so dass zu dieser außergewöhnlichen und im buddhistischen Kontext schwerwiegenden Maßnahme gegriffen wurde.
UN-Resolution gefordert
Während sich die Lage in Birma gefährlich zuspitzt, mahnen Beobachter eine Resolution des UN-Sicherheitsrates an, bevor die Lage dort weiter eskaliert. "Wir hoffen auf eine Resolution gegen Birma. Im Januar scheiterte eine Resolution am Veto Chinas, aber nun ist es an der Zeit, eine verbindliche Resolution zu verabschieden, die das Regime dazu zwingt, echte Reformen einzuführen", sagt Farmaner.
Die Mönche jedoch sind bereit, ungeachtet der internationalen Reaktionen, ihre Demonstrationen fortzusetzen. Für die nächsten Tage wurden bereits weitere landesweite Protestzüge und -aktionen angekündigt.