Machtkampf bei Siemens
30. Juli 2013Die Entscheidung gegen Peter Löscher sei würdelos für einen Weltkonzern, zitieren Medien aus Äußerungen mehrerer Siemens-Aufsichtsräte. Die Rede ist von einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" oder gar von einem "Putsch" gegen Löscher. Der bevorstehende Machtwechsel an der Siemens-Spitze habe zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und seinem Stellvertreter, Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, geführt. Dieser habe sich am vergangenen Samstag vehement gegen die Empfehlung des Aufsichtsratspräsidiums zur Absetzung von Siemens-Chef Löscher und den möglichen Nachfolger Joe Kaeser gestemmt, berichtet "Spiegel-Online" unter Berufung auf Insider.
Der Siemens-Konzern hatte erst am Samstag mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat am Mittwoch einen neuen Vorstandschef wählen will. Der bisherige Finanzvorstand Joe Kaeser hat dabei die besten Aussichten auf den Posten.
"Noch keine Festlegung"
Nach den Berichten von "Spiegel-Online" hatte Cromme ursprünglich geplant, schon am vergangenen Wochenende einen Konsens über die Ablösung Löschers herbeizuführen. Ackermann habe sich jedoch quergestellt. Er und zwei weitere Mitglieder der Anteilseignerseite im Aufsichtsrat fänden die Hau-Ruck-Verabschiedung von Löscher "würdelos", zitiert die Nachrichtenseite aus dem Umfeld Ackermanns. Möglicherweise würden sie daher Kaeser am Mittwoch ihre Stimme verweigern.
Laut dem Bericht wird auch spekuliert, dass Ackermann selbst Ambitionen auf den Posten als Aufsichtsrats-Chef haben soll. Weiter heißt es unter Berufung auf Konzernkreise, anstelle von Kaeser favorisiere Ackermann unter anderen Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld als obersten Konzernlenker. Ein Sprecher Ackermanns dementierte die Berichte und sagte, der frühere Deutsche-Bank-Chef habe noch nicht entschieden, wie er bei der Abstimmung des Aufsichtsrats über einen neuen Vorstandschef votieren werde.
Der Druck auf den 55-jährigen Löscher hatte noch einmal massiv zugenommen, nachdem er am Donnerstag vergangener Woche das geplante Renditeziel von zwölf Prozent bis zum Jahr 2014 zurücknehmen musste. Zuerst hatte sich Löscher entschieden geweigert abzutreten und seinen Weggang von einem Rücktritt Crommes abhängig gemacht. Am Montag lenkte er dann aber ein. "Es geht mir ausschließlich um das Wohl von Siemens und der 370.000 Siemensianer, die zurecht stolz auf ihr Unternehmen sind", sagte er der "Bild"-Zeitung. Über eine einvernehmliche Trennung werde bereits verhandelt, hieß es aus Konzernkreisen.
qu/mk (afp, rtr, dpa)