Schenkenberg: "Versace war ein Design-Genie"
30. Januar 2018Bis heute gilt Gianni Versace als einer der größten Modedesigner aller Zeiten. Für zahlreiche Stars, darunter Lady Diana, Sting oder Elton John, kreierte er Unikate.
Zum 40-jährigen Bestehen des Modelabels präsentiert der Berliner Kronprinzenpalais bis zum 13. April 2018 insgesamt 300 herausragende Exponate internationaler Sammler: Kreationen für Prominente wie Madonna, George Michael oder Prince, Accessoires und Einrichtungsgegenstände befinden sich darunter. Nach Angaben der Veranstalter ist dies die bisher weltweit größte Ausstellung mit Werken des Modeschöpfers.
Einer, der eng mit Gianni Versace zusammenarbeitete, ist das Model Marcus Schenkenberg. Besonders in den 1990ern zierte er die Kampagnen von Versace. DW-Redakteur Gero Schließ hat das Model am Rande der Ausstellungseröffnung in Berlin getroffen.
Deutsche Welle: Herr Schenkenberg, Sie haben mit vielen Designern zusammengearbeitet. Was war das Besondere an Gianni Versace?
Marcus Schenkenberg: Gianni Versace war der größte und berühmteste Designer in den 90ern. Er war ein regelrechtes Design-Genie. Er hatte diese Rock 'n' Roll Fashion Shows mit Lenny Kravitz als Live-Act. Ich habe viel für ihn gearbeitet: für seine Fashion-Shows oder die Kampagne mit Stephanie Seymour. Außerdem war ich auf dem Cover seines Buches "Men Without Ties". Dadurch verbrachte ich viel Zeit mit ihm. In seiner Villa in Miami, in der er später ermordet wurde, aßen wir auch zusammen zu Abend.
Gibt es etwas Bestimmtes, das Sie an seiner Mode mochten?
Ich mochte seine Leder-Outfits. In den 90ern habe ich viel Leder getragen, zum Beispiel Lederhosen und Ledershirts. Er hatte auch diese farbenfrohen Seidenhemden aus seiner Miami-Kollektion. Wenn du das getragen hast, gab es immer einen Wow-Effekt bei den Leuten. Meine Versace-Shirts hingen immer ganz vorne in meinem Kleiderschrank. Ich war stolz darauf, genauso wie Elton John in London. Mein Gott, er hatte einen Kleiderschrank wie diesen Raum hier, voll mit Versace-Sachen. Unglaublich!
Glauben Sie, es gibt eine Chance auf ein Versace-Revival?
Ich bin mir nicht sicher, seine Kleidung ist doch aus der Mode mittlerweile. Aber wer weiß, Modetrends kommen wieder. Vielleicht werden es seine Leder- und Seidenkreationen sein. Das kann man nie genau vorhersagen.
Sie haben sehr eng mit ihm gearbeitet. Haben Sie sich manchmal wie seine Muse gefühlt? Oder dass er ganz speziell nur für Sie designte?
Nein, das Gefühl hatte ich nicht - auch wenn das ein schöner Gedanke wäre. Aber wer weiß, vielleicht war es so (lacht). Doch Gianni Versace hat seine Kleidung für viele Menschen gemacht.
Versace hat immer gesagt, seine Models seien wie seine Familie für ihn. Haben Sie sich als Teil der Familie gefühlt?
Ja, schon ein bisschen. Wir haben zum Beispiel in seiner Wohnung in Mailand gemeinsam gegessen, sind für die Signierstunde zu "Men Without Ties" zusammen nach London gereist und waren bei Elton John zu Hause. Er war sehr nett und sehr offen, aber auch sehr professionell.
Wie waren die Fotoshootings für ihn? War er dabei?
Nein, normalerweise war er nicht dabei. Aber bei allen Modenschauen. Wenn ich auf den Laufsteg ging, legte er selber Hand an, richtete die Krawatte oder das Hemd. Er war sehr bei der Sache.
Welche Versace-Kampagne mochten Sie am liebsten?
Die Kampagne mit Stephanie Seymour, mit der ich damals etwas hatte. Ich war sehr aufgeregt, vielleicht ein bisschen zu sehr. Wir haben sechs Tage lang in New York gearbeitet. Bei dem Shooting war ich nackt und ich konnte mich kaum kontrollieren...
Vermissen Sie Gianni Versace heute?
Nun, es ist fast 21 Jahre her, dass er starb. Es ist traurig, dass er auf so gewalttätige Art sterben musste. Es war so früh, er wurde nur 50 Jahre alt - so alt, wie ich dieses Jahr werde.
Marcus Schenkenberg wurde 1968 in Solna bei Stockholm geboren. In den 1990ern war er das gefragteste Männermodel. Seinen Durchbruch hatte er mit einer Jeanskampagne für Calvin Klein. Er arbeitete unter anderem für Karl Lagerfeld, Donna Karan, Joop und immer wieder für Gianni Versace. Nach wie vor ist er bei Modelagenturen unter Vertrag und eines der bestbezahlten Männermodels.
Das Interview führte Gero Schließ.