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Gesellschaft

Marie Kondo macht Ordnung

Doris Pundy
26. Januar 2019

Auf Youtube und bei Netflix gucken Millionen der Japanerin Marie Kondo beim Aufräumen zu. Ein Fan und eine Psychologin erklären, warum Ordnung machen begeistern kann, man Aufräumen aber nicht zu ernst nehmen sollte.

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USA Marie Kondo
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Wenig

Mit akkurat geschnittenen Stirnfransen und weißer Bluse steht Marie Kondo vor einem hüfthohen Wäschehaufen in einer US-amerikanischen Vorstadtvilla. "Ich bin so aufgeregt. Ich liebe Unordnung", sagt die japanische Haushaltsexpertin, bevor sie dem Ehepaar eine Ansage macht: Ausmisten. Was keine Freude macht, kommt weg. Der Rest wird feinsäuberlich in kleine Päckchen gefaltet und bekommt einen festen Platz. "KonMari" nennt sie diese Methode.

Sehnsucht nach einem sortierten Leben

Sie ist nicht die einzige Bloggerin, die in den vergangenen Jahren Aufräum-Konzepte entwickelt und vermarktet hat. Mit weltweit sieben Millionen verkauften Büchern in 27 verschiedenen Sprachen ist sie aber eine der erfolgreichsten. Seit Anfang des Jahres hat Marie Kondo eine eigene Netflix-Serie, in der sie Amerikanern beim Aufräumen hilft. Zusätzlich bildet Kondo Beraterinnen aus (bislang mehr als 200 Frauen und drei Männer), die mit ihrer Methode weltweit in Haushalten Ordnung schaffen wollen. Seit einem Jahr ist Jasmine Dünker aus Köln eine von ihnen.

Jasmine Dünker
"KonMari"-Beraterin Jasmine Dünker: Ordnung, ja bitte. Perfektion, nein Danke.Bild: Sylvia Mielcarek

Für sie ist klar, warum Aufräumen für viele offensichtlich gerade so interessant ist: "Wir werden überfrachtet mit Mails und dem ganzen Social Media. Wir sind innerlich so voll, dass viele nach einer Möglichkeit suchen, wie wir uns sortieren können." Besonders ansprechend an "KonMari" findet Dünker, dass man statt Überflüssiges einfach wegzuwerfen, sich dem Überfluss zuerst bewusst werden müsse. Dazu werde den Dingen, die man besitzt, laut gedankt. Das schaffe Respekt. "Wir müssen dankbar sein, dass wir hier in so einem Reichtum leben", so die Kölnerin.

Jasmine Dünker hat im Marketing gearbeitet und dann Innenarchitektur studiert. Einfach und effizient findet sie die Regeln der japanischen Haushaltsexpertin, so überzeugend, dass sie mehrere tausend Euro für die Beraterausbildung in New York ausgegeben hat. Bevor sie ihren Haushalt reduzierte und umsortierte, verbrachte sie viel Zeit mit Aufräumen. Seitdem jeder Gegenstand einen festen Platz habe, bleibe ihr mehr Freizeit, so Dünker.

Ausprobieren statt Selbstoptimierung

Diese so genannten "inneren Protokolle" sind für die Bonner Diplompsychologin Uschi Grob der Grund, warum Aufräumen begeistern kann. Ordnung sei hilfreich, weil man so schlichtweg nicht mehr überlegen müsse, wo was liege. Die Ergebnisse seien, wie beim Putzen, sofort sichtbar. Zusätzlich geben aufgeräumte vier Wände Struktur und Sicherheit und sparen Energie, so Grob.

Netflix-Serie «Aufräumen mit Marie Kondo»
In ihrer Netflix-Serie "Aufräumen mit Marie Kondo" gibt Kondo Nachhilfe in Sachen AufräumenBild: picture-alliance/dpa/Netflix/D. Crew

Kritik, dass der Erfolg der Netflix-Serie den Druck zur Selbstoptimierung steigere, kann Jasmine Dünker verstehen. Das liege aber an der Art, wie die Serie gemacht sei, und nicht am Aufräumen an sich. Wenn sie als Beraterin unterwegs sei, würde sie ihre Kunden nicht nur kurz besuchen, die Regeln erklären und bis zum nächsten Besuch einwandfreie Ergebnisse erwarten. Auch würden ihre Kunden aussortierte Kleidung und Haushaltswaren größtenteils spenden und nicht wegwerfen, wie es in der Serie gemacht werde.

"Wir müssen nicht perfekt sein und das wäre auch ganz langweilig", sagt Dünker. "Natürlich fährt bei uns mal die Eisenbahn durchs Wohnzimmer, aber die wird dann auch wieder ins Kinderzimmer zurück transportiert." Ordnung solle den Alltag einfacher und nicht komplizierter machen, sagt die Kölnerin.

Aufräumen dürfe nicht zur Religion werden, sagt Psychologin Grob. "Es reicht, wenn man das zur Alltagsbewältigung und Selbsterfahrung benutzt." Sie rät dazu, sich aus Aufräum-Methoden heraus zu picken, was für einen Sinn mache. "Vielleicht lässt man sich auf das eine oder andere ein, probiert etwas aus, um danach seine BHs wieder nach der alten Methode zu schichten, weil die auch gut war." Und falls man mal keine Lust zum Aufräumen habe: egal, so Grob. "Zum Glück haben Kleiderschränke Türen und es gibt auch keine Polizei, die das kontrolliert."